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Kolibri-Ethos


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Wege
Suche die Liebe!
Schütze das Leben!
Verehre das Heilige!
Sei Du selbst!
Gestalte diese Welt!

und Worte
Die Situation
Die Grenzen
Das Netz
Die Begegnung
Das Auslegen

Interreligiosität und interreligiöser Dialog

Wie können Menschen unterschiedlicher Glaubensansichten, Religionen und Weltanschauungen miteinander kommunizieren und zusammenleben? Es ist zu billig zu sagen: Wir glauben alle an denselben Gott! Wir reden alle von demselben. Wir meinen dasselbe. So ist es eben nicht, auch wenn viele Grundfragen oder Grundthemen sich ähneln!
Selbst innerhalb einer kleinen Gruppe von Vertretern einer Religion finden sich sehr unterschiedliche Gottesvorstellungen, unterschiedliche Vorstellungen, Fragestellungen, Schwerpunkte und innere Bilder für viele verschiedene religiöse Dinge (Problem der Multireligiosität!). Daher ist immer eine vorsichtige, zuhörende, geduldige, selbstkritische Haltung nötig, wenn religiöse Gespräche auch innerhalb der eigenen Weltanschauung geführt werden.
Ja es wird Bereiche geben, ohne Verstehen, ohne Verständnis, voll Widersprüchlichkeit und gegenseitiger Kritik.
Zwischen den Religionen sind die Brücken oft viel weiter, die zu bauen sind.
Ein Gemisch, ein bisschen dies, ein bisschen das ist oft schön und toll, wenn es gelingt, spannend durch den Widerspruch der Mischung, ihre Kontrapunkte und ihre Originalität. Doch wird es von vielen abgelehnt und verpönt. Man fürchtet Verwässern und die Selbstauflösung, Konturverwischung und Beliebigkeit.
Dabei ist es die Normalität, dass wir ein Gemisch verschiedener Völker, Kulturen, Religionen oder Gene sind.
Die Kombination verschiedener Gedanken unterschiedlicher Religionen muss nur verständlich bleiben, Motive nicht verdrehen, sondern ein neues buntes Bild malen aus den Gebeten, Liedern und Bräuchen der unterschiedlichen Lebenswelten.

Die Erfahrung zeigt, dass das Zusammenleben verschiedener Religionen eher zur Profilierung der einzelnen Religionen führt. Man muss sich erklären, sich klar machen, warum man seinen Weg geht und geht ihn daher bewusster.

Wichtig ist das Abbauen von Vorurteilen und Missverständnissen, die auch und gerade im engen Nebeneinander entstehen.
Wichtig sind die Menschen, die in mehreren religiösen Kulturen zuhause sind (nacheinander oder gleichzeitig).
Sie können helfen zu übersetzen, können erklären und Kompromisse aushandeln.
Sie müssen die Erlaubnis haben zu sein in ihrer Multireligiosität.


Interreligiosität

Es ist möglich und wichtig von anderen Religionen zu lernen und bei ihnen Feiern, Rituale und Gottesdienste mit zu erleben.
Es ist möglich und gut, Elemente, Lieder, Ideen, Antworten von anderen Religionen zu übernehmen und dabei anzupassen.
Die Identität einer Religion ist dadurch fließend und nicht starr.
Es ist möglich, dass in einer kleinen Gemeinschaft Mitglieder verschiedener Religionen eng zusammenleben.
Es ist möglich und gut, wenn Menschen im Laufe ihres Lebens Mitglieder verschiedener Religionen sind.
Es ist erlaubt, gleichzeitig in mehreren religiösen Gemeinschaften zu leben.

Damit Multireligiosität und Interreligiosität gelebt werden kann,
müssen sich einzelne Religionen öffnen und liberale, tolerante, nicht-imperiale Standpunkte bezogen werden.

Religiöse Organisationen und Institutionen, die nicht offen für Multireligiosität und Interreligiosität sind, sind kritisch zu sehen.
Von ihnen kann eine Gefahr ausgehen, bedingt durch Intoleranz, Machtstreben und religiöse Überheblichkeit.

Zur Begegnung mit anderen Religionen oder anderen Formen der Religiosität innerhalb der eigenen Religion kann
und darf man nicht gezwungen oder dabei vereinnahmt werden.
Religiöse Gastfreundschaft oder Gast sein in einer mir fremden religiösen Feier müssen eingeübt werden.


Die 5 Ebenen des religiösen Dialogs

Hans Küng hat 1990 in seinem Buch Projekt Weltethos (S. 171 ff) drei Ebenen des interreligiösen Dialogs benannt,
die hier zu 4 Bereichen umstrukturiert werden und um den Bereich Dialogvorbereitung ergänzt sind.
Alle 5 Bereiche sind für den jüdisch-christlichen, den jüdisch-islamischen und den christlich-islamischen Dialog wichtig.
Wichtig ist es ihm, alle Akteure und Beteiligten in die verschiedenen Dialoge zu integrieren.

a. Inoffizielle und offizielle Dialoge (von Führungspersonen und benannten Vertretern)

Vertreter von religiösen Gruppen treffen sich lokal, regional, national oder international,
um das Miteinander zu verbessern und zu regeln, um konkrete Konflikte zu besprechen und zu lösen.
Getroffene Vereinbarungen werden in den beteiligten religiösen Gruppen publiziert, diskutiert und rezipiert.
In vielen Fällen ist die Schaffung fester und anerkannter interreligiöser Institutionen und Bildungseinrichtungen notwendig.

b. Wissenschaftlicher Dialog

Jede Wissenschaft hat im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung die Aufgabe,
zum Miteinander und zur Verständigung der Religionen beizutragen.

Historisch bedeutet dies eine Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte
mit all den Konflikten, Beeinflussungen und Brückenbauern.
Theologisch betrachtet geht es um gemeinsame Erforschung der Grundschriften,
der verschiedenen religiösen Denk- und Glaubensströmungen und der religiösen Interaktionen.
Ethisch betrachtet, geht es um die gemeinsame Erforschung und Vertiefung der jeweiligen Werte.
Soziologisch betrachtet geht es um die gemeinsame Erforschung der jeweiligen Gemeinschaftsstrukturen,
der Kulturen, der Erziehungs- und Bildungsmodelle und der Gesellschaftsentwicklungen.
Linguistisch geht es um das vertiefte Lernen der jeweils anderen Sprachen und um die interne
und gegenseitige religiöse Beeinflussung der Sprachen.

c. Der alltägliche Dialog

Hier geht es um alltägliches Zusammenleben in der Nachbarschaft, im Betrieb und in den lokalen politischen Gemeinden.
Es geht um Fragen der Kleidung, der Ernährung, der Logistik, der Medizin, der öffentlichen Ordnung.
Es muss jeweils seitens der Wissenschaft und seitens der jeweiligen leitenden Organe Hilfestellungen und Vorarbeiten geben.
In jeder Gemeinde und in jedem Betrieb bleiben aber Fragen offen,
die nur im Dialog mit Verständnis und Kompromissbereitschaft gelöst werden können.

d. Spiritueller Dialog

Hier geht es darum gemeinsam Andachten, Meditationen und Gottesdienste zu feiern.
Wichtig sind auch gegenseitige Besuche in den religiösen Zentren.
Auch die Entwicklung neuer und gemischter Formen ist wichtig.

e. Dialogvorbereitung innerhalb jeder Religion (Judentum, Christentum, Hinduismus, Buddhismus und Islam)

Hier geht es um Erziehung und Bildung, um Kommunikation und Artikulation.
Dialog und das Ausdrücken von Gefühlen und inneren Regungen muss eingeübt werden.
Vielfältige Wege der Kommunikation gerade über schwierige Themen sind zu trainieren.
Grundwissen über andere Glaubens- und Denkansätze ist zu erlernen.
Gerade religiöse Multiplikatoren (Lehrpersonal, Führungskräfte, Gruppenleiter) sind auf interreligiöse Dialoge vorzubereiten.


Können religiöse Stätten und Gebäude von Vertretern mehrere Religionen für ihre Gottesdienste und Riten genutzt werden?

Beispiele dazu gab und gibt es überall auf der Welt. Berühmt sind die gemeinsam genutzten Kirchen, Moscheen und Synagogen in Spanien.
Aktuell wird/ist in der Türkei (trotz einiger Widerstände) ein Gebäude eingeweiht, das gleichzeitig eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee beherbergt. (Notiz von Chajm - Vielen Dank!) Im Web findet sich aber keine Info, dass dort wirklich eine Kirche und eine Synagoge mit gebaut und eingeweiht wurden.
In Berlin wird seit 2001 an dem Projekt One Home (Synagoge, Kirche, Moschee in einem Haus) gearbeitet (Grundsteinlegung 2021, Bau ist zu fast 100% finanziert, Konzept hier).

Können miteinander religiöse Feiern gefeiert werden?

Multireligiöse Feiern unterschiedlichster Form werden seit Jahren im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit gefeiert.
Andererseits verbieten viele religiöse Normen die Teilnahme anderer an zentralen Riten (vgl. die Probleme einer gemeinsamen Abendmahlsfeier zwischen evangelischen und katholischen Christen).

Welche interreligiöse Dialoge werden geführt?

Beispiele siehe: interreligiöser Dialog

Können Religionen interreligiöse Wege für ihre Anhänger aufzeigen und klären?

Umgang mit Mischehen

Welche Grenzen sind abzubauen und bei welchem Dialog zu überwinden?

Wo ist Kritik und Selbstkritik zu üben?


Ethik und Religion

Jede Religion beinhaltet ethische Aussagen und Prinzipien.
Allein der Glaube an eine jenseitige transzendente Welt lässt den Menschen anders auf das Diesseits blicken.
Dazu eine kleine Zusammenstellung, die nur eine Richtung andeutet, aber nicht für jede Religion so gilt:


Trans-religiöses Niederwerfungsritual

Die folgende Anleitung beschreibt ein Ritual, das auch von Atheisten vollzogen werden kann,
aber deutlich Elemente des islamischen Pflichtgebets enthält.
Es wurde entwickelt, um die Wirkung eines mehrmals täglichen "Betens" und sich seiner geistlichen Ziele des Inne-Werdens und kosmischen Verbunden-Seins zu erleben (Siehe auch die freie, kreative und undogmatische Anbetung des Buddalas).
Man wählt hier frei eine Gebetsrichtung, mit der man jedoch auch etwas zum Ausdruck bringt.
Dann geht man in sich gekehrt durch die verschiedenen Körperhaltungen und spricht oder meditiert die angegebenen oder eigene Sätze.
Zur Einstimmung und zum Ausklang können ethische Texte gelesen, Lieder gesungen oder gehört werden.
Jeder gestaltet dieses Ritual individuell, selbstverantwortlich und persönlich, ohne Verpflichtung und Zwang.

Richtungen:

Hier gibt es viele Möglichkeiten: Zur Synagoge, zum Mittelmeer, zu den lokalen Stolpersteinplätzen, zu alten Bäumen, zur Sonne, ...
(Bei gemeinsamen Gebeten eine Richtung zusammen absprechen)

Vorbereitung

Einstimmung: Weisheit Salomons, Sprüche der Väter oder Ethostexte lesen oder ruhige Musik hören,
Bewegungsmeditation durchführen oder ein einfaches meditatives Lied singen
(Dazu Sitzplatz in der Nähe wählen. Dann erst zum gewählten Ort hingehen, Meditationsteppich auslegen und ausrichten)

Äußerer Ablauf

Äußerer Ablauf der 7 Aktionen mit geschlossenen Augen:
(1-4): Stehen, Verbeugen, Knien, Stirn auf den Boden
Pause
(5-7): Knien, Stehen, Verbeugen, (Stehen und wiederholen oder abschließen)

Innerer Ablauf

Man spricht oder denkt während der 7 körperlichen Aktionen folgende kurze (auch variable) Sätze:
1-4
Ich bin stolz (als ... ) zu sein!
Ich diene (...) in Demut!
Ich akzeptiere meine Grenzen!
Ich unterwerfe mich dem Universum und seiner Schönheit!

5-7
Ich traure über all die Vergehen, damals und heute
Und bitte vergebend um Vergebung!
Ich erhebe mich gegen die Vernichtung, gegen Krieg und Gewalt!
Ich wünsche uns allen Liebe und Frieden!
(Wiederholung und Neubeginn bei (1) auch mit kleinen Variationen "Ich bin glücklich zu sein!")

Nachbereitung:

Zusammen räumen, in der Nähe Platz nehmen, Tee trinken und nachdenken, Gedanken, Entschlüsse, Ideen aufschreiben, austauschen
In den Alltag zurückkehren
(Eine Unterbrechung während des Rituals durch unseren Alltag ist auch kein Drama
und erfordert nur ein schnelleres Umorientieren.)


Links

Christlich-Islamische Friedensarbeit in Deutschland
("Soll ich meine Religion verleugnen, nur um interreligiös zu sein?" aus: Neue Religion, interreligiös)
Interkulturelle Gärten: In ihrem Blog www.naturtipps.de beschreibt Gundula die Bewegung interkulturelle Gärten. Dieses und viele anderen interkulturellen Initiativen tragen sehr zur Begegnung und dem friedlichen Miteinander verschiedener Religionen bei. Hier wird aber besonders deutlich, dass wir uns dieselbe Erde teilen.


( Googlesuche innerhalb von www.kolibriethos.de )
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