Die Ahmadiyya
Die in Indien um 1890 entstandene Ahmadiyya-Bewegung, gegründet von dem Islam-Erneuerer Mirza Ghulam Ahmad
betont die folgenden Lehraussagen:
Der Islam ist international.
Der Islam ist tolerant.
Der Islam ist friedfertig.
Der Islam ist nicht sektiererisch.
Der Islam ist rational.
Der Islam ist lebendig.
Der Islam ist progressiv.
Der Islam unterstützt die Frauen.
Der Islam lehrt höchste Sittlichkeit.
Der Islam gewinnt die Herzen.
Der Islam ist vollendet.
Dschihad: Der (kriegerische) Dschihad darf nur zur Verteidigung in extremen Situationen von religiöser Verfolgung,
nicht aber als politische Waffe oder als Vorwand für die Eroberung fremder Territorien geführt werden.
Die Auswanderung ist dem Kampf vorzuziehen.
(entnommen aus Wikipedia: Ahmadiyya-Lehre)
Obwohl sich die Ahmadiyya auf Koran und Hadithe gründen und ihren Gründer nur als Erneuerer des Islam sehen,
werden sich in vielen islamischen Ländern, besonders in Pakistan und Saudi-Arabien, verfolgt
und nach offiziellem islamischen Recht oder bei Anschlägen und Pogromen getötet.
Sie werden besonders von den Wahhabiten als Nicht-Muslime gesehen.
Die Islamische Weltliga erklärte per Fatwa die Ahmadiyya-Bewegung im April 1974 zur Irrlehre
und ihre Anhänger zu Nichtmuslimen bzw. Apostaten (Abgefallene vom wahren Glauben, was ein todeswürdiges Verbrechen ist).
In Pakistan wurden sie 1974 per Parlamentsbeschluss zu einer nicht-muslimischen Minderheit erklärt
und damit vom Parlament exkommuniziert.
Gleichzeitig sind sie weltweit die am schnellsten wachsende islamische Gemeinschaft.
Aktuell ist Mirza Masroor Ahmad der geistige Führer oder Kalif (Khalifat ul-Masih) der Ahmadiyya.
Auf ihn leistet jeder Ahmadiyya den moslemischen Bai’a Treueeid.
In Berlin wurde von ihnen die Khadija-Moschee gebaut (finanziert von der Frauenorganisation der Ahmadiyya Lajna Imaillah).
Auf dem Gelände der 1959 errichteten Nuur-Moschee wird von Lajna Imaillah ein Frauengasthaus betreut,
das islamische Frauen in Not aufnimmt.
Weitere Infos auf der Website der Lajna Imaillah.
Kommentar:
Die Ahmadiyya missionieren professionell und friedlich, sind aber kritisch zu sehen. (EZW-Artikel ist aus christlicher Perspektive geschrieben.)
Sie lehnen (zurecht!) etliche Hadithe ab, die ihrer Meinung nach im Widerspruch zum Koran stehen.
Diesen sehen sie jedoch (unkritisch) als vollkommen und daher als absolute religiöse Basis.
Aufgrund ihrer fundamentalistischen Einstellungen fehlt ihnen bisher die Offenheit für eine historisch-kritische
oder soziokulturelle Analyse des Koran und damit für eine vielfältige moderne Auslegung aller islamischen Schriftzeugnisse der ersten Jahrhunderte.
Die Scharia wird von ihnen ebenfalls über Gesetze und demokratische Grundordnungen gestellt.
(Siehe EZW-Artikel: Wie kann man einen Kalifen kritisieren, dem man sich per Treueeid verpflichtet hat?)
Gewaltlosigkeit und Frieden ist ihnen ein wichtiges Anliegen.
Mit den anderen Schriftreligionen (Juden, Christen, Parsen, Anhänger Zoroasters, Hindus, Buddhisten zählen bei ihnen zu den Ahl al-kitāb oder Schriftbesitzern) leben sie friedlich und kooperativ zusammen.
Interessant ist der Vergleich der Ahmadiyya mit der jüdischen Chabad-Bewegung,
die ebenfalls weltweit sehr erfolgreich jüdisches Leben prägt und verbreitet,
gleichzeitig aufgrund des als Messias gesehenen Rabbiners Menachem Mendel Schneerson nicht anerkannt wird.
(Todesurteile für Apostaten - das käme im Judentum niemand mehr in den Sinn (trotz 5.Mose 17,1-7)!
Hier teilt man sich mit allen dieselbe Synagoge!)
Noch zu vertiefen: Inhalte der Frauenbildung bei den Ahmadiyya und Stellungnahmen zu feministischen Themen.