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Kolibri-Ethos


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Wege
Suche die Liebe!
Schütze das Leben!
Verehre das Heilige!
Sei Du selbst!
Gestalte diese Welt!

und Worte
Die Situation
Die Grenzen
Das Netz
Die Begegnung
Das Auslegen

Beispiel für ethische Modelle und Entwürfe:

Ruth Lapide - Weltethos auf Sparflamme ein Basisethos der jüdischen Historikerin und Religionswissenschaftlerin Ruth Lapide.
(Quelle: "Ist ein Ethos der Religionen möglich?")
Logos, Ethos, Pathos und Kairos als Grunddimensionen ethischen Handelns
Die Liebesvorstellungen der Antike als Orientierung und Anstoß
Prof. Dr. Hans Küngs Weltethos als großer Bruder des kleinen Kolibri-Ethos
Allgemeine Erklärung der Menschenpflichten
Spielstrategien und die Ethik des Miteinanders
Das Paretoprinzip (80/20 Regel)
Die Visionen und Werte der Tempelhof-Gemeinschaft


Weltethos und Kolibri-Ethos

Das Kolibri-Ethos teilt die Grundüberzeugungen des Weltethos-Projekts:
(zitiert nach Wikipedia: Grundüberzeugungen des Weltethos:)

  • Kein Zusammenleben auf unserem Globus ohne ein globales Ethos
  • Kein Frieden unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen
  • Kein Frieden unter den Religionen ohne Dialog zwischen den Religionen
  • Kein Dialog zwischen den Religionen und Kulturen ohne Grundlagenforschung
  • Kein globales Ethos ohne Bewusstseinswandel von Religiösen und Nicht-Religiösen

Das Kolibri-Ethos ist eine Auslegung der vier Leitsätze der Erklärung zum Weltethos von 1993 in Chicago.
Dort trafen sich Vertreter vieler verschiedener Religionen, um ein Regelwerk zusammenzustellen,
das die Menschenrechtserklärung von 1948 ethisch begründen sollte.

  • Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben
  • Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung
  • Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit
  • Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und die Partnerschaft von Mann und Frau

Die Grundforderung lautet: Jeder Mensch muss menschlich behandelt werden!


Die Kritik am Weltethos

Bei Wikipedia werden drei Kritikpunkte am Weltethosprojekt zusammengefasst:
"Es wird bemängelt, das Projekt Weltethos entstamme (wie auch die Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen) westlich-christlichem Denken und sei daher nur der Ausdruck fortgesetzter Dominanz der abendländischen Kultur gegenüber anderen Kulturkreisen.

Des Weiteren wird die zentrale Rolle des Humanum in der Erklärung zum Weltethos kritisiert, das in vielen Religionen gar nicht entscheidend sei; so sei beispielsweise das Christentum eine Religion der Nachfolge Jesu, der Islam das System einer nicht-anthropozentrischen Theonomie schlechthin und der Hinduismus das leuchtende Beispiel einer Religion, in der es a priori keine Gleichrangigkeit unter den Menschen gibt.

Andere kritische Stimmen befürchten, dass durch die Stärkung eines weltweiten Ethos die einzelnen Religionen an Rückhalt verlieren und somit auch „echtes“, gewachsenes und kulturspezifisches geistiges Gut dem Untergang preisgegeben sei. Schließlich kann man am Projekt Weltethos mit einiger Berechtigung die Unterrepräsentanz indigener Völker und deren Weltsicht diagnostizieren: So finden etwa Landrechte, die für schriftlose Ethnien verschiedener Kontinente einen unverzichtbaren Bestandteil ihres Weltbildes und ihrer Würde als Menschen darstellen, in der Erklärung zum Weltethos keinen Widerhall."
In einer weiteren dort aufgeführten Arbeit wird besonders die Dialogfähigkeit des Weltethos-Ansatzes kritisiert und eine grundsätzliche Intoleranz im Dialogansatz nachgewiesen: (Siehe: Intolerante Toleranz - Küngs Weltethos von Dr. Heinzpeter Hempelmann und weitere Schriften ebenda)

Alle diese Kritikpunkte lassen sich auch auf das Kolibri-Ethos übertragen und durch weitere ergänzen.
Daher ist eine entsprechende Auseinandersetzung auch für das Kolibri-Ethos wichtig und hilfreich!

Zu 1:) "Ausdruck fortgesetzter Dominanz der abendländischen Kultur gegenüber anderen Kulturkreisen"
Natürlich ist das Kolibri-Ethos nicht kulturlos, nicht sprachlos, nicht geschichtslos. Es zeigt offen seine Wurzeln in der deutschen Sprache, im abendländischen Denken, in der "modernen" Zeit, ...
Daher ist es nicht so einfach zu übersetzen oder in einem anderen Kulturkreis anzuwenden. Als Lösung kann man inspiriert vom Kolibri-Ethos entsprechende Verdichtungen ethischer Wegweiser und "Rechtleitungen" für andere Sprachen und Kulturkreise verfassen. Ebenso kann man das Kolibri-Ethos um wenige Regeln, Grundbegriffe oder Hinweise ergänzen, um in anderen Kulturen wichtige Themen explizit einzuschließen. Es ist offen für Erweiterungen oder für einen Dialog verschiedener ethischer Verdichtungen. Wichtig ist jedoch, dass dieser Dialog geführt wird und jeder seine Verdichtung, seine Erweiterung und seine Auslegung zur Diskussion stellt und zeigt, wie sie sich in der Realität bewährt. Der Dominanz der "abendländischen Kultur", so es diese noch so gibt, kann einerseits ein Kennenlernen und Verstehen anderer Denkwelten und Weltvorstellungen gegenüber gestellt werden. Begegnung meint genau dieses: Ein mich infragestellendes, mich veränderndes Erkennen des Anderen, das von mir auch einen diskutierbaren Standpunkt und Standfestigkeit erwartet.
Die Dominanz der "abendländischen Kultur" äußert sich allerdings mehr in Wirtschafts-, Macht- und Medienstrukturen. Diese sind nur langsam zu verändern und ändern sich nicht immer zum Positiven. Vielleicht kann man hier ein weltweites Netz der kleinen Leute (siehe Organisation) diesen Mächten gegenüberstellen, das wie ein Nervensystem schnell erkennt, wie und wo Macht zur Zerstörung, zu Kriegen und Unterdrückung führt.

Zu 2:) "die zentrale Rolle des Humanum"
Der Mensch kann sein Menschsein nicht verleugnen und ablegen, auch wenn Religionen ihre menschliche Seite gerne verstecken und gerne nur reine klare Offenbarungen, heilige eifrige Nachfolger oder sich willig einordnende Gläubige hätten. Bereits der Dualismus von wahr und falsch ist eine Verzerrung der Wirklichkeit. Jede Religion ist in sich fehlerhaft, widersprüchlich, traditionsgebunden, menschlich, vieldeutig, zerstritten, ...
Verbesserungsbedürftig sind daher alle Religionen und all unsere Ethik, unser ethisches Handeln, Auslegen und Bewusst-Sein. Daher gibt es auch das reine göttliche klare überzeitliche einfach zu realisierende gemeinsame weltweite Humanum nicht.
Wir können nur von unseren schrecklichen Fehlern heute und unseren immensen Problemen ausgehen und ein Humanum als hilfreiches Ideal suchen, dass uns menschlicher macht in unserem Fühlen, Planen und Handeln.
Liebe, Heiliges, Selbstverwirklichung, Gemeinschaft, Leben, ... und viele andere grundlegenden Begriffe der Menschheit werden je nach Kultur, Zeit und Religion anders auch widersprüchlich gefüllt. Jeder ist aufgerufen seine Auslegung zu verbessern, damit sie ehrlicher, klarer, lebbarer und menschlicher wird und nicht dieser Welt und ihrer Zukunft schadet.

3.) Kann das Kolibri-Ethos zur Kulturzerstörung über die Entmachtung von Religionen führen?
Es ist wirklich die Frage, ob es den Gegensatz Ethik und Religion so gibt. Jede religiöse Richtung hat eigene ethische Schwerpunkte. Ethik steht zwar nicht im Mittelpunkt der Glaubensbekenntnisse und Hauptrituale, ist aber vielfältig aus diesen ableitbar. Es kann und es muss Diskussionen geben, inwieweit das Kolibri-Ethos mit religiösen Aussagen vereinbar ist (fundamentalistischen, universalistischen, dualistischen oder anthropozentrischen). Das Kolibri-Ethos kann zur Verbreitung kritischer Gedanken gegen einzelne Religionen oder genauer gegen einzelne Richtungen dieser Religionen beitragen. Anderseits will es die Vielfalt bewahren und Leistungen würdigen. Daher kann es auch extremere Richtungen, sofern diese sich in die Vielfalt einordnen, die Menschenrechte wahren und die Arche Erde schützen, stehen lassen.
Anders als das Weltethos, versucht das Kolibri-Ethos nicht einen gemeinsamen Nenner zu finden, sondern in Diskussion zu treten. Es ist ganz natürlich und normal, dass es in seinen Aussagen und Leitlinien von vielen nicht akzeptiert werden kann. Man muss die Weite der Verständigungsfähigkeit ausloten und hoffen, dass sich diese mit der Zeit vergrößert.

4.) Aus intoleranter Toleranz heraus wird die Aufgabe des Wahrheitsanspruchs gefordert.
Ein Wahrheitsanspruch lässt sich natürlich nicht privatisieren, er muss aber zumindest ordentlich belegt werden, mit mehr als Zirkelargumenten, Selbstlob, Diffamierungen, Verteufelungen, Einschüchterungen und Machtansprüchen.
Verhindert der Wahrheitsanspruch den Dialog, weil er sich nicht in Frage stellen lässt, ist das auch nicht sehr tolerant.
Hinter unserem Wahrheitsbewußtsein steckt oft ein mystisches Ahnen, ein Spüren der Nähe tiefer Wahrheiten, ohne dass wir diese klar oder ganz erfassen oder ausdrücken können.
Das Kolibri-Ethos ist zu auslegbar und zu persönlich, um einen Wahrheitsanspruch im Sinne einer göttlichen Offenbarung oder einer fundierten, oft geprüften Philosophie zu vertreten.
Trotz dieser schwachen Position ist es nicht bereit einer "göttlichen" Offenbarung zu weichen, wenn diese menschliches göttlich nennt und zu keiner Selbstkritik, keiner Selbstkorrektur oder nicht zur Übernahme von geschichtlicher Verantwortung bereit ist.


UN-Erklärung der Menschenpflichten 1997 (nicht angenommen)

In der Allgemeinen Erklärung der Menschenpflichten
werden grundlegende Pflichten eines jeden Menschen und jeder menschlichen Gemeinschaft
und Organisation beschrieben. Leider konnte sich diese Erklärung 1997 in der UN nicht durchsetzen.
Sie findet jedoch Beachtung und hat spirituelle Auswirkungen.
Inhalt: "In neunzehn Artikeln wird menschenfreundliches Handeln genauer behandelt. So gehört es zu den grundlegenden Richtlinien, sich friedlich zu verhalten, andere Menschen freundlich und verständnisvoll zu behandeln und hilfsbereit zu sein (siehe auch die Goldene Regel)."
Text der Erklärung bei www.interactioncouncil.org:
Attach:UN_Menschenpflichten1997_Unterzeichner.pdf

Das development-institute.org ergänzt noch eine
"Allgemeine Erklärung zur Menschlichen Verantwortung"


Ruth Lapide - Weltethos auf Sparflamme

Zitat aus www.religionslehrer.lu
"Für ihr Ethos, ein „Weltethos auf Sparflamme“, hat sie als Leitfaden die Zehn Gebote und die Bergpredigt gewählt.
Als weitere Grundlagen ihres Ethos gab sie die in der Genesis verankerte Gleichwertigkeit von Mann und Frau an,
den Anspruch auf Ruhe für alle (Sabbat!), die Grundrechte auf Nahrung, Gesundheit, Glaubens-, Bewegungs- und Lernfreiheit
sowie das Recht auf Heimat. Aufgrund ihrer persönlichen Leidensbiographie setzt sie sich, mit all ihrer Kraft,
dafür ein, dass die Menschen überall diese Rechte bekommen und dass Verständigung unter den Menschen
und Versöhnung zwischen den Religionen Wirklichkeit werden.

Im Blick auf diese Versöhnung und im Blick auf eine politische Lösung im jüdisch-palästinensischen Konflikt
stellt sie der Gewalt fünf alte Tugenden entgegen, die ganz allgemein als Basis
für gute zwischenmenschliche Beziehungen gelten dürfen:

Konfliktfähigkeit
Dialogbereitschaft
Kompromisswille
Einfühlsamkeit
Geduld

Frau Lapide betonte, dass niemand auf seine Ideale verzichten müsste, dass aber nur Kompromisse ein Zusammenleben ermöglichen.
Wichtig sei es auch, sich in den anderen hineinzuversetzen, um zu erfahren, wie weit man gehen darf,
denn man dürfe nie eine Selbstaufgabe vom anderen fordern. Sich und anderen Zeit lassen,
das sei ein weiterer wichtiger Punkt, der besonders im Konflikt um Jerusalem zu beachten sei.
Zum Vergleich verwies die Historikerin auf den Jahrhunderte dauernden und oft blutig ausgefochtenen Kampf um Elsass-Lothringen.

"Mein Weg", sagte Ruth Lapide, "sind diese fünf alten Tugenden.
Zudem weiß ich: Jede Wahrheit hat drei Seiten.
Deine Seite! Meine Seite! Die richtige Seite, und die haben wir häufig gar nicht!"


Spielstrategien und die Ethik des Miteinanders

Im Rahmen der Spieltheorie und besonders der Analyse des Gefangenendilemmas hat man den Erfolg verschiedener
kooperativer oder nicht-kooperativer Verhaltensweisen berechnet.
Dabei haben sich Strategien als besonders erfolgreich bewährt, die folgende 4 Prinzipien beherzigen.

  1. Nett sein (Vertrauensvorschuss geben und zuerst kooperieren)
  2. Verzeihen (Nicht nachtragend sein und neu Kooperation anbieten)
  3. Sich wehren! (Auf negatives Verhalten mit Bestrafung und Kooperationsabbruch regieren, sich nicht dauerhaft ausnützen lassen!)
  4. Klar und einfach, verständlich handeln (Nicht den Eindruck von Beliebigkeit oder Willkür erzeugen, sondern den von Verlässlichkeit)

Eine der erfolgreichsten Strategien war Tit-for-Tat (Auge und Auge).
Auch wenn das alles nur in einer extrem vereinfachten Umgebung "berechnet" wurde
und daher nicht direkt in den Alltag übertragen werden kann, ist das Ergebnis erstaunlich.
Es hilft einer Gruppe, wenn sich alle auf Kooperation und Zusammenarbeit verständigen
und nicht-kooperatives Verhalten nicht lange tolerieren, aber auch nicht ewig sanktionieren.

Das Paretoprinzip (80/20 Regel)

Das Paretoprinzip besagt, dass ein kleiner Anteil des Aufwands für einen größeren Teil des Erfolgs verantwortlich ist.
Man kann also mit wenig Einsatz schon sehr erfolgreich sein und wenn man versucht 100% zu erreichen,
dann benötigen die letzten wenigen Prozent einen sehr hohen Aufwand.
Versucht man beispielsweise die Anzahl an Unfällen zu vermindern, können einfache Maßnahmen mit wenig Aufwand schon viel bringen,
wogegen eine Reduktion der Unfälle auf Null extrem schwierig ist.
Das lässt sich auch auf ethische Bereiche wie Streitereien, Kommunikationsprobleme oder das Trainieren von guten Verhaltensweisen übertragen.
Da sich aber bei Workflows kleine Fehler über mehrere Schritte potenzieren, gibt es auch Situationen,
in denen der Verzicht auf die letzten Prozent Genauigkeit oder Erfolg gefährlich werden kann.
Hier muss dann der Aufwand betrieben werden. Ein Beispiel sind Grundregeln oder Grundgesetze.
Weil Gemeinschaften und Persönlichkeiten wachsen, verstärken sich kleine Verbesserungen oder heilen Schwächen und Fehler aus.
Hier reicht dann auch der berühmte Aufwand für den ersten Schritt oder die ersten Schritte, um viel zu erreichen.

Im Detail geht man bei der 80/20 Regel in diesen Schritten vor:

  1. Genaue und fortlaufende Analyse der Aufgabe oder der Probleme (Zusammenhänge, Auswirkungen, Monitoring)
  2. Beschreibung von Visionen und Zielen
  3. Definition von Aktionen und Maßnahmen
  4. Abschätzung des Aufwands und der zu erwartenden Ergebnisse je Aktion
  5. Angehen, Planung und Umsetzung der Aktionen mit dem schnellsten und größten Erfolg bei geringerem Aufwand
  6. Feiern der Erfolge

Das Paretoprinzip ist fehlerfreundlich und verlangt keine Vollkommenheit.
Die Grenzen und Schwächen der Menschen und ihrer Gemeinschaften werden anerkannt.
Von dieser Grundsituation ausgehend wird dann aber dennoch versucht, Verbesserungen zu erreichen.
Im Bereich der "low-hanging fruits" ist dieses Vorgehen am erfolgreichsten.


Vision und Werte der Tempelhof-Gemeinschaft

Die Visionen und Werte der Tempelhof-Gemeinschaft umfassen 7 Werte:
Gemeinschaft
Vielfalt
All-Leader (Alle sind wichtig, besonders begabt und bestimmen die Richtung mit!)
Beziehungs- und Kommunikationskultur
Verantwortung
Nachhaltigkeit
Ökonomische Transformation

In vielen Seminaren und Workshops werden im Tempelhof Friedensfähigkeit, das tiefe Wir,
Wir-Prozesse, neue Formen des Umgangs mit der Natur und vieles andere mehr vermittelt und eingeübt.


Logos, Ethos, Pathos und Kairos

Logos, Ethos und Pathos bilden einen eigenen Kosmos und Kompass.
Logos steht für die inhaltlich-kognitive Dimension.
Ethos umfasst die moralisch-ethische Dimension.
Pathos integriert den Bereich Psyche und Emotionen.
Kairos steht für Ort (oder Situation) und Zeit (Zeitpunkt).
Ursprünglich wurden die drei Dimensionen Logos, Ethos und Pathos in der Antike im Bereich der Rhetorik (Aristoteles) verwendet.
Den Inhalt und die Argumentation einer Rede und die Verständlichkeit für die Zuhörer beschrieb Logos.
Ethos bezeichnete die Glaubwürdigkeit des Redners und umfasste auch das Vertrauen, das die Zuhörer ihm gaben.
Die emotionale Dimension einer Rede und damit auch die beim Zuhörer geweckte Emotionalität beschrieb Pathos.
Kairos als das rechte Wort zur rechten Zeit, als die Betonung des Moments und Momentums,
des HIER und JETZT kam erst später dazu. (Kairos ist ursprünglich der Moment beim Bogenschießen den Pfeil loszulassen.)
Verlässt man die Engführung auf die Rede und wendet diese Dimensionen auf alles Handeln und alle unsere Projekte an,
dann wird eine Grundwerkzeug für unseren Alltag und unser Leben daraus.

Ein Weg oder ein Projekt muss vom Verstand durchdacht und geplant werden (Logos), dann vom Gewissen geprüft (Ethos)
und schließlich vom Willen mit Begeisterung und Selbstbewusstsein gegangen oder realisiert werden (Pathos).
In allen drei Bereichen müssen Klärungen und Entscheidungen erfolgen.
Der Wille und die innere Begeisterung, das innere JA und das Gefühl: "So ist es GUT!"
sind ebenso wichtig wie eine gute Planung und die Orientierung an unseren Grundzielen!

Logos, Ethos, Pathos und Kairos lassen sich so als Grunddimensionen verstehen,
die uns helfen, keine wichtigen Aspekte zu übersehen.
Halten wir immer mal wieder inne und betrachten alles aus diesen vier Blickwinkeln.
Dabei können die folgenden Fragengruppen helfen.

Fragenkataloge für die antiken Dimensionen Logos, Ethos, Pathos und Kairos

Logos: Die Qualität des Inhalts und der Darstellung
ZIEL: Für mich und andere klar und logisch alles darstellen!
WEG: Genaue Analyse, klare Strukturen, Integration von Wissen und Erfahrungen
Fragen:
Ist meine Planung und meine Analyse ausreichend?
Wo habe ich noch Widersprüche und Konflikte bei diesem Thema?
Wo kann ich mir noch bessere und genauere Informationen holen?
Was sind meine Kernpunkte und Grundaussagen?
Was will ich minimal erreichen?

Ethos: Die Qualität der Personen, Grundziele und Grundsätze
Ziel: Für mich und andere überzeugend und glaubwürdig sein!
WEG: Alles an unseren Grundzielen, Grundrechten und Grundsätzen orientieren!
Fragen:
Finde ich das Projekt gut und kann ich es nach außen vertreten?
Sind wir ehrlich zu uns selbst?
Überschreiten oder missachten wir Grenzen?
Welchen Fußabdruck hat das Projekt?
Welche Werte sind uns in diesem Projekt wichtig?

Pathos: Die Qualität der Emotionen und Motivationen
ZIEL: Meine Begeisterung und meine innere Kraft einbringen
WEG: Hemmungen, Ängste und Widerstände klären, Begeisterung wecken, Bejahen stärken
Fragen:
Wie sehr bin ich berührt und sind wir berührt?
Was treibt uns an?
Woher kommt unsere Energie?
Wie weit reicht unsere innere Kraft und unser JA?
Wie viele Rückschläge können wir verkraften?
Kann das Projekt scheitern?
Sind unsere Träume realistisch?
Können wir andere begeistern?

Kairos: Die Qualität des Moments
ZIEL: Den rechten Ort und die rechte Zeit finden, erleben und gestalten!
WEG: Ressourcen und Vorbedingungen planen, passende Orte suchen und den Moment ergreifen
Fragen:
Was kann jetzt und hier verwirklicht werden?
Wie kann ein passender Ort aussehen?
Kann dieser Moment und dieser Ort hier mit einfachen Mitteln verbessert werden?
Ist der Zeitraum ausreichend?
Kann es logistische Probleme geben?
Welche Übergänge (Einstimmungen, Ausklänge) gibt es?

Rhetorik und Menschenkunde

Die Beschäftigung mit der antiken Rhetorik hat bei mir zu weiteren Fragen geführt,
die noch nicht beantwortet werden können:
Der Islam hat viel von der Antike übernommen.
Warum nicht all das Wissen über und die zentrale Stellung der Rhetorik in der Bildung?
Ist Rhetorik nicht auch heute wieder ein wichtiger Bildungsinhalt, weil das Lesen abnimmt
und der Dialog, die freie Rede wichtiger wird, um seinen Platz in der Gesellschaft zu finden
oder die Gesellschaft an sich zu bauen.
Es gibt das Fach Sachkunde als eines der Grundfächer der Grundschule.
Sollte es nicht auch ein Fach Menschenkunde geben?
Was könnte der Inhalt dieses Bereichs Menschenkunde in der Grundschule und später
in den weiterführenden Schulen sein? Was könnte das Ziel davon sein?
Inwieweit kann die Kolibri-Ethos Website den Bereich Menschenkunde abdecken und fördern?

Training und Einübung - ethisches Wachsen

Ein weiterer offener Kreis von Fragen:
Kann man Formen der Liebe einüben?
Kann man ethische Strukturen vertiefen und dadurch seelisch-ethisch wachsen?
Sind Tugenden erlernbar?

Der Punkt hier ist die Bewertungsebene, die man braucht um Verbesserungen zu messen.
Die hat man nicht so einfach und das Bewerten selbst kann stören und zerstören,
weil man die Innigkeit und Verbundenheit verlässt und meint auf Metaebenen zu schweben.

An sich können wir nicht Nicht-Kommunizieren, Nicht-Auslegen oder Nicht-Ethisch-Handeln.
Wir sind ständig am Üben und Umsetzen, am Verwirklichen und Bauen.
Dennoch kann man sich speziell mit einzelnen Tugenden beschäftigen oder intensiv Dialoge üben.
Man kann gemeinsam verstehen, planen, ordnen und vieles mehr verbessern - auf vielerlei Wegen.

Es sollte auf jeden Fall hier mehr erarbeitet werden an Hilfestellungen, Kursen, Ratgebern
oder Fachfortbildungen um das ethisch-seelische Wachsen zu fördern.
Liebe, Ethik oder seelische Gesundheit sind keine Schwerpunkte unserer Gesellschaft
wie man das für den Bereich Sport, Medien, Verkehr, körperliche Gesundheit oder Finanzen sagen kann.


( Googlesuche innerhalb von www.kolibriethos.de )
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( Letzte Änderung dieser Seite am 30.01.2025 Besuche dieser Seite heute: 1 von 224 (Site: 172394))
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