Auslegen als Grundaufgabe und ständige Aktion
Jeder Mensch ist immer neu gefordert, seine Umgebung wahrzunehmen,
zu erkennen, zu interpretieren und dies mit seinen Prinzipien, Zielen oder Wünschen zu verbinden.
Die Auslegung meiner Lebensphilosophie, meines Charakters und Seins geschieht bei diesem Verbinden,
meinem Agieren und Reagieren auf die Umwelt. Hier setze ich meinen Lebensentwurf immer neu um.
Ich kann mich dabei als ganz passiv empfinden, als Getriebener der Umstände,
der Mächte und der Spielregeln, die andere gemacht haben.
Ich kann aber genauso und aus einer bewussten Entscheidung ganz passiv werden,
meditativ alles an mir vorbeiziehen lassen, still beobachten, staunen, lächeln,
mich wundern, aber in einer innerlichen Distanz sein.
Ich kann ständig über reagieren und mich selbst unter Druck setzen,
immer neu etwas tun und verbessern zu müssen.
Egal, was um mich passiert, ich entscheide mit, was ich davon sehe, empfinde,
wie tief ich es an mich heranlasse und was es in mir auslösen darf und kann.
All dies gehört zum Auslegen,
das Sich-Einstellen auf die Umwelt,
mein Verstehen, mein Filtern, mein Reagieren, mein Handeln
und was ich aus einer Situation mitnehme und lerne.
Dazu lege ich auch immer meine Vergangenheit aus,
das, was ich einmal erkannt, gehört, gelernt und beschlossen habe,
meine Pläne, Gewohnheiten und Denkstrukturen.
Diese Vergangenheit ist zwar vorbei, aber ihre Auslegung kann in jedem Moment scheitern
und mich zu neuen Erkenntnissen, neuen Zielen und Plänen führen.
In der Gegenwart gestalte ich somit immer neu mit,
was mich in Zukunft leiten und strukturieren wird oder mich zu immer neuem Scheitern führt.
Scheitert meines bisheriges Denkens im Jetzt, so ist das keine Katastrophe, sondern ein Fortschritt,
genau die Chance künftiges Scheitern zu verhindern, falls wir uns nicht irrtümlich dazu bewegen lassen,
richtig Erkenntnisse zu verwerfen oder das Kind mit dem Bade auszuschütten.
Es ist ungeheuer wichtig, sich für das Auslegen immer wieder bewusst Zeit zu nehmen,
es nicht nur nebenbei geschehen zu lassen, sondern es ganz intensiv
und in immer neuer Art und Weise, nach neuen Methoden zu tun.
Meditation kann dazu ein guter Weg sein.
Das Durchdenken von Grundtexten der Menschheit, das Lesen von Gedichten,
die zu meiner Situation passen, gemeinsame Gespräche über das, was wir sehen und spüren,
und vieles mehr können wir praktizieren.
Dabei ist oft ein Unterschied zwischen dem, was wir als unsere großen Prinzipien und Ideen proklamieren
und dem, was uns in der konkreten Situation beeinflusst und steuert.
Wie kann ich eine große Idee in kleinen Situationen und in kleine Schritte umsetzen
und setze ich sie wirklich um. Das sind wichtige Fragen auf dem Weg des Auslegens,
der kein Ende hat, solange wir leben.
Ich und mein Bewusstseinsrad stehen im Zentrum meines Auslegens,
aber mit der Zeit werden wir unsere Auslegung, beeinflusst uns unser Auslegung,
verfestigt sich, was wir uns erarbeiten und einüben.
(siehe: Ich als Auslegender und meine Auslegung)
(Details zum Bewusstseinsrad siehe auch Selbststrukturen)
Auslegen geschieht in der Zeit zwischen Reiz und Reaktion
Wenn wir lernen, nicht sofort reflexartig auf jeden Reiz zu reagieren
und von allem nicht unsere Aufmerksamkeit fangen und damit unser Bewusstsein knechten zu lassen,
dann gewinnen wir Zeit, um tiefer nachzuspüren, genauer zu überlegen und auszulegen.
Unser Wissen und unsere Erfahrung hat dann den Raum und die Gelegenheit zu wirken.
Wenn wir unser Leben mit mehr Struktur, selbst gewählter und selbst gestalteter Ordnung, Gestalt und Farbe versehen,
wenn wir uns Zeit nehmen für das Nachklingen und die Nacharbeit, um in Zukunft besser zu handeln,
dann gewinnt unsere Auslegung Kraft und Raum und Zeit und Wirkung!
Auslegen selbst kann so vielfältig sein, besonders wenn wir sie in Gemeinschaft praktizieren.
Zur Einstimmung hier ein kleines Video, in der das wenige Wissen über Hypatia von Alexandria,
einer spätantike Wissenschaftlerin und Philosophin durch eine KI (ChatGPT 4.0) halluzinierend ausgelegt wird,
als Botschaft an uns und unser Menschsein. So kann Auslegung heute auch aussehen und uns treffen,
wenn wir uns davon anrühren und zum Durchdenken ihrer Weisheit bringen lassen.
Dieses Video von Salvatore Princi hat zu diesem Kapitel geführt,
weil er vom Raum spricht zwischen Reiz und Reaktion, den unsere Aufmerksamkeit vergrößern kann und den die Wahrheit erleuchten!
"Wer warten kann, kann wählen?"
(Weil unsere wartende Geduld uns die Möglichkeit gibt zu wählen, was uns, dem andern und dem Ganzen dient und so geschieht auslegen.)
Quelle: Youtube-Video aus dem Kanal von Salvatore Princi
Zitate:
"Verantwortung für unsere Aufmerksamkeit übernehmen!"
"Schönheit als Form der Wahrheit"
"Wahrheit ist wie ein Raum, der plötzlich Licht empfängt!"
"Die Suche nach Klarheit, die nicht nur überredet, sondern berührt!"
"Meine Wachsamkeit war nicht Abwehr, sondern Hingabe!"
"Mein Vater lehrte mich, dass das Denken ein Weg zur Freiheit ist!"
"Wissen ist nicht Weisheit und Geschwindigkeit ist nicht Richtung!"
"Die Stille nährt den Geist!"
"Menschlichkeit ist der Maßstab der Erkenntnis!"
"Wenn Du Weisheit suchst, dann frage nicht nur, was Du wissen kannst,
sondern was Du lieben musst, um nicht zu zerstören!"
"Menschen, die Wissen mit Wahrheit verwechseln"
Gut und ein Fortschritt ist, was "Dir selbst, Deinem Gegenüber und dem Leben dient!"
"Doch Wahrheit verlangt keine Einseitigkeit. Sie verlangt Integrität!"
(Integrität meint und bewirkt, dass es eben dem Einzelnen, dem Andern und dem Ganzen dient!)
"Demut ist der Anfang aller Erkenntnis" und "Verantwortung beginnt mit Unwissen!"
Das Denken ist vielen "zu langsam, doch es ist kein Werkzeug, das man schneller machen kann."
Das Denken "ist ein Raum und dieser Raum braucht Weite, Stille und Gegenwart!"
"Mein Kompass war die Harmonie!"
"Woran spürst Du, dass etwas richtig ist, nicht nur nützlich, nicht nur logisch, sondern wahrhaftig?"
(Siehe auch die beiden Seiten zum Thema KI und Ethos und Religion und KI)