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Religion und Ethik


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Wege
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Verehre das Heilige!
Sei Du selbst!
Gestalte diese Welt!

und Worte
Die Situation
Die Grenzen
Das Netz
Die Begegnung
Das Auslegen


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(Links aus KE-Interaktion)


MULTIRELIGIÖSITÄT

Multireligiösität hat mehrere Dimensionen:
Einmal kann ich selbst eine enge Verbindung zu mehreren Religionen
haben oder mir erarbeiten und bekommen (persönliche Multireligiösität).
Dann kann jede lokale Gruppe Verbindungen zu verschiedenen Religionen haben.
Beides ist sehr wichtig, um Brücken zwischen den Religionen zu bauen
und die lokale Multireligiösität zu fördern!
Hier soll jedoch zuerst noch ein dritter globaler Aspekt im Vordergrund stehen:

JEDE RELIGION IST MULTIRELIGIÖS!!!

Was ist damit gemeint:
1) Viele ihrer Mitglieder, Gründer, zentralen Persönlichkeiten haben ihre Wurzeln in verschiedenen Religionen und Weltanschauungen.
2) Ihre Riten, Bräuche, Lieder, Texte und Grundschriften enthalten Elemente verschiedener Religionen.
3) Immer neu vermischen sich Religionen mit andereren Religionen und Weltanschauungen.
4) Religionen und alle Untergruppen entwickeln sich weiter, verändern ihre Auslegungen, Riten, Grundtexte und Schwerpunkte.

Aus diesen 4 Punkten entsteht eine innere und äußere Multireligiösität.
Die äußere Vielfalt ist deutlich sichtbar in Aufsplitterungen, Abspaltungen,
Teilorganisationen, die in jeder Religion immer neu entstehen.
Dabei spielt die schon vorhandene innere Vielfalt an religiösen Wurzeln, Meinungen und Bräuchen
eine große Rolle und verbindet sich mit der aktiven Aufnahme und Integration neuer Gedanken
und Erlebnisse, mit der Weiterentwicklung und Vergrößerung dieser inneren Vielfalt.

Zusätzlich bewirken einschneidende Erlebnisse, Zwangsbekehrungen, Notzeiten,
Kriege, Katastrophen, Traumata, Blütezeiten, Diktaturen oder technische Neuerungen
bei allen Religionen Veränderungen und Neuausrichtungen.

Daraus folgt nun zweierlei:
Keine Religion hat einen eindeutigen, zeitlosen und klaren Kern
oder lässt sich auf einen solchen festlegen, fixieren oder zurückführen.
Keine Religion ist abgeschlossen, klar, widerspruchsfrei oder abgrenzbar.

Leider fällt es den meisten Religionen und vielen religiösen Menschen schwer, das zu akzeptieren.
Man will Klarheit, Eindeutigkeit, gemeinsame verpflichtende Bekenntnisse und Regeln.
Man will zeitlose, ewige Gültigkeit, unumstößliche Wahrheit. Man will Sicherheit und feste Normen.
Man will sich von anderen Gruppen abgrenzen und distanzieren.
Man ist oft entsetzt und wütend über die Auslegungen, Glaubensätze und Rituale anderer Gruppen.

Das Kolibriethos will hier vermitteln und übersetzen, beruhigen und befrieden.
Religionen können und müssen Wege zu einem globalen friedlichen Miteinander finden.
Kritik intern und gegen andere Anschauungen ist dabei erlaubt,
muss aber auch von anderen akzeptiert und ausgehalten werden.
Wer sich der eigenen Vielfalt bewusst ist, ist toleranter gegenüber anderen.
Die die Vielfalt der eigenen Wurzeln kennt, versteht sich selbst besser.
Wer offen ist für die Vielfalt der anderen, kann davon lernen
und Hilfestellungen für die eigene Probleme finden.


Die globale religiöse Vielfalt

(globale und äußere Multi-Religiösität)

Religiöse Vielfalt kann innerhalb einer Religion bereits in den Grundschriften, Grundpraktiken und Grundlehren begründet sein (innere religiöse Vielfalt oder innere Multireligiösität). Äußere Multireligiösität wird an der Vielfalt der Konfessionen und sich deutlich von einander abgrenzenden Gruppen einer Hauptreligion deutlich.
An letzter Stelle erst steht die globale religiöse Vielfalt, bedingt durch die Vielzahl der unterschiedlichen Religionen der Menschheit und deren Mischformen.

Der Pluralismus der menschlichen Religionen

(siehe auch: http://home.arcor.de/gerkan/index.htm)

Das Miteinander und Gegeneinander der vielen Glaubensrichtungen in den Weltreligionen

Das Christentum hat ein wahres Netz von Gruppen und Untergruppen und sehr viele Mischformen mit anderen Religionen hervorgebracht, die sich von Gründungspersonen oder Gründungsdokumenten her (Bekenntnisschriften) definieren und deutlich von anderen Gruppen absetzen.
Ein Christ kennt meist nur wenige dieser vielfältigen Gruppen oder Glaubensrichtungen und ist sich der Vielfalt der eigenen Religion oder der Wurzeln der eigenen Mischform nicht bewusst.
Die meisten christlichen Gruppen akzeptieren nur einen kleinen Teil der anderen Gruppen und Mischformen.
In Form von Bannschreiben, Verdikten, Einordnungen in Sekten oder andere ablehnende Schubladen und durch gegenseitige Verfolgung ist die Ablehnung der einzelnen Gruppen teils seit Jahrhunderten dokumentiert und zementiert.
Neuere Bestrebungen, Dächer, Obergruppen, .. zu bilden und Teile des Ritus anderer Gruppen anzuerkennen oder alte Ablehnungen zu beenden, weisen immer mehr Erfolge auf.

Im Islam finden sich ebenfalls zahlreiche Untergruppen mit Positionen, die Außenstehende im Islam nicht vermuten würden und ebenfalls sehr erstaunliche Mischformen.
Nach außen hin sieht man sich als Gemeinschaft, intern wird auch hier gestritten, jedoch in anderer Weise.

Die Vielfalt der religiösen Erfahrungen und des religiösen Erlebens in den Weltreligionen

Neben der durch die Quellen, Grundschriften, Traditionen und Inhalte bedingten Multireligiösität entsteht eine weitere Vielfalt in den Religionen durch das personale Erleben der Gläubigen, die individuelle Erlebnisfähigkeit, die spezifische Verarbeitung und Interpretation des Erlebten. (Siehe Religionspsychologie und das Buch "Die Vielfalt der religiösen Erfahrung" (The Varieties of Religious Experience: A Study in Human Nature) von William James)
Auch diese Vielfalt kann zu Konflikten und Spannungen führen. Dabei ähneln sich hier Vertreter verschiedener Religionen (Mystiker, Fundamentalisten, Liberale) oft sehr und in jeder Kleingruppe einer Religion ist viel innere Toleranz nötig, um trotz des so verschiedenen Erlebens und Interpretierens eine Gemeinschaft zu bilden.


Die innere religiöse Vielfalt bei den einzelnen Weltreligionen (innere Multireligiösität)

Sind die einzelnen Weltreligionen multireligiös?
Beim Hinduismus etwa räumt man eine große religiöse Breite leicht ein.
Vertreter des Judentums und vor allem des Christentums und des Islams würden ihre Religionen nicht als multi-religiös bezeichnen.
Dennoch findet sich in genau diesen Religionen eine erstaunliche religiöse Vielfalt, die ihre Wurzeln in den heiligen Schriften dieser Weltreligionen selbst hat und nicht nur oder allein durch die zusätzlich verstärkend wirkende Vielfalt der Ausleger/Prediger und der Auslegungsmethoden oder Auslegungsmethodik bedingt ist.

THESE: Weil die Grundschriften und die zentralen Traditionen multi-religiös sind, musste die innere religiöse Vielfalt der einzelnen Weltreligionen entstehen und jede Weltreligion wird sich nie auf einen Nenner bspw. des reinen Christentums, des reinen Judentums oder des reinen Islams bringen lassen.

Vertreter der orthodoxen Richtungen der drei großen Schriftreligionen haben mit dieser These sicher enorme Probleme.
Darum muss sie aus deren Schriften selbst begründet werden, in der Hoffnung, dass die Diskussion über diese These zu mehr Offenheit innerhalb der einzelnen Religionen und darüber hinaus führt!
Dazu zwei Schritte.
Zuerst ist zu klären, inwieweit die religiösen Quellen und Grundelemente einer konkreten Weltreligion mehrsprachig/multilingual oder sozio-kulturell vielfältig und mehrdimensional sind.
Dann kann geklärt werden, ob in diesen verschiedenen Grundströmungen auch verschiedene Grund- oder Vorreligionen lebendig sind und inwieweit sich diese oder Spuren dieser in den heutigen Weltreligionen finden.

Die multidimensionale Religiosität des Judentums

Das Judentum zeichnet sich durch einen immensen religiösen Reichtum aus, der sich sowohl in den Basistexten, als auch in den Ritualen und in den vielfältigen Strömungen und Untergruppen widerspiegelt.

Die Grundtexte (Thora bis Talmud und weitere Texte der religiösen Praxis) wurden von einer Vielzahl von Autoren in verschiedenen Dialekten und über einen Zeitraum von über einem Jahrtausend verfasst.
Der sozio-kulturelle Hintergrund der Autoren ist genauso verschieden wie die jeweils vertretene Theologie.
Es finden sich Texte nomadischer Gruppen mit einer archaischen Religiosität (Altar darf nur aus unbehauenen Steinen sein) neben Texten mit einer bäuerlich geprägten dezentralen Religiosität, neben Beschreibungen einer zentralistischen Tempelreligiosität, neben philosophisch-theologischen Texten hochgebildeter eigenständiger und selbstbewusster, religionsphilosophischer Schulen.
Ein kleines Beispiel ist die Verwendung von Baal als G-ttesnamen in den Richterbüchern - ganz positiv. Nur wenig später ist genau dieser Baal der völlig abgelehnte und bekämpfte Gegeng-tt Jahwes.
Spannend ist die theologische Weiterentwicklung religiös immer tiefer gedeuteter Geschichtsereignisse (Abraham, Exodus, König David und Salomo, ...) zu religösen Symbolen (Messias), Ritualen (Beschneidung) oder Festzyklen (Passah). Die jüdische Religion 500 v.Chr war eine völlig andere als 500 n.Chr!
Positiv ist, dass das Judentum die äußere Vielfalt an religiösen Formen der anderen Völker anerkennt und mit einem Nebeneinander verschiedener Religionen kein Problem hat. Das Judentum hat nur wenige Jahre in seiner langen Geschichte aktiv Mission betrieben und definiert sich über Volkszugehörigkeit (Geburt, jüdische Mutter) und Rituale, und nicht über Dogmen, Glaubensbekenntnisse, religiöse Organisationen oder Mitgliedschaften.

Im Umgang mit seiner inneren religiösen Vielfalt hat das Judentum vielfältige Wege der Diskussion, der Klärung, der Streitkultur und des Nebeneinanders verschiedener widersprüchlicher Meinungen gefunden. So ist Askese, Orthodoxie, Liberalität und Weltoffenheit gleichzeitig möglich. Orthodoxe und liberale Richtungen bilden oft eine Gemeindeorganisation und feiern abwechselnd nach verschiedenen Riten ihre Feiern in derselben Synagoge.

Die multidimensionale Religiosität des Christentums

Das Christentum ererbt automatisch die religiöse Vielfalt des Judentums.
So sehr es sich bemüht diese Vielfalt zu bändigen und dogmatisch zu vereinheitlichen.
Es erweitert darüber hinaus die jüdische Religiosität durch die völlig andere und neue des Neuen Testaments, das in sich wiederum in sehr verschiedene theologische Richtungen zerfällt.
Die Theologie eines Paulus ist nicht mit der eines Johannes oder eines Matthäus deckungsgleich oder vereinbar.
Die Christus- und Jesusbilder sind grundverschieden.
Markus sieht und beschreibt Jesus jüdisch, als Messias und auserwählten, leidenden Menschen und Gottesboten. Johannes sieht Jesus als universellen Christus, der keine Erwählung mehr braucht, weil er bereits Logos, Licht vom Licht vor aller Zeit ist.
Paulus will vom historischen Jesus nichts wissen und Lukas interessiert sich für genau diese Geschichte des Jesus von Nazareth.

Hebräerbrief, Offenbarung und weitere Bücher ergänzen weitere theologische Ansätze (Hoherpriester, Weltenrichter, ...).
Unter dem Einfluss griechisch-römischen Denkens (teils auch persischen und weiteren, siehe Kopten und Ostkirche) wird diese Vielfalt in der alten Kirche durch Gedanken wie dem der Dreieinigkeit und weitere für einzelne Richtungen grundlegende und verpflichtende Kernaussagen (Kirchenlehre, Papst, Konzilsentscheidungen, ...) erweitert.
In der alten Kirche und bis heute tritt zudem noch ein damaliges Grundelement urchristlicher Religiosität völlig in den Hintergrund: Die Naherwartung, die feste Erwartung des hereinbrechenden Gottesreiches in allernächster Zukunft, in dieser urchristlichen Generation. Ohne diesen Glauben sind viele neutestamentliche Texte nicht verständlich. Auch hier gilt: Die christliche Religion um 50 nach Christus, um 500 nach Christus oder um 1500 nach Christus war jedes Mal eine völlig andere und grundverschieden von der heutigen!!!

Mit der eigenen inneren religiösen Vielfalt und der Vielfalt der anderen Religionen hat und hatte das Christentum erhebliche Schwierigkeiten. An sich darf diese Vielfalt für viele nicht sein und so wurden und werden erbitterte Kämpfe um die rechte Wahrheit und den rechten Glauben gefochten. In der Bibel werden überall die Kanten und Ecken glatt geschliffen und verbogen, um die Vielfalt und Widersprüchlichkeit zu verbergen und zu verstecken. Man liest nicht mehr, was in klaren Worten dasteht, sondern das, was man an Harmonie hinein interpretiert hat, liest man wieder heraus.
In der neueren Theologie hat sich hier aber viel getan und das Christentum ist in einigen Teilbereichen und Untergruppen auf dem Weg zu seiner natürlichen Vielfalt.

Die multidimensionale Religiosität des Islam

Der Islam erbt doppelt und dreifach die Multireligiosität des Judentums, des Christentums und der vielfältigen weiteren religiösen Wurzeln, die uns im Koran begegnen (altarabische Religiosität, nabatäische Wurzeln, aramäische und persische Begriffe).
Mohammed versucht die Integration all dieser Vielfalt. Er sucht einen Weg Jesus und Abraham zu integrieren und sich gleichzeitig ganz anderen religiösen Gruppen verständlich zu machen. Das Ergebnis ist eine neue Vielfalt mit anderen Schwerpunkten, die sich in ganz anderer Weise vielfältig weiterentwickelt als das Judentum oder das Christentum.
Wie die Schriften der Juden und Christen hat auch der Koran das Problem der menschlichen Überlieferung.
Es finden sich Textvarianten und eine Vielzahl an unverständlichen Stellen. Auch die Vokalisierung der ursprünglich vokallos geschrieben Urtexte ist weitgehend mehrdeutig.
Der Koran der Schiiten ist ein anderer als der der Sunniten.
Neuere Forscher deuten unverständliche Stellen als ursprünglich aramäische Texte, die von daher anders zu übersetzen sind und finden so Verbindungen von Korantexten zu judenchristlichen Werken. Dies ist aktuell Gegenstand intensiver Diskussionen (s.u.).
Inhaltlich ist auch die polemische, teils beleidigende Sprache des Koran schwer mit einer überzeitlichen göttlichen Offenbarung vereinbar.
(http://www.compass-infodienst.de/fileadmin/user_upload/Texte/noll_bibel_koran.pdf)


Exkurse und Materialien zur Vertiefung
Zitat aus Wikipedia, altarabische Gottheiten:
"Isāf und Nāʾila (إساف ونائلة‎). Vorislamisches Pilgerpaar, das in der Kaaba Unzucht trieb und deshalb versteinert wurde. Ibn al-Kalbi schreibt:„Sie kamen als Pilger nach Mekka und fanden eine einsame Stelle im Tempel und wurden von den Leuten nicht beachtet. Da trieb er Unzucht mit ihr im heiligen Hause, worauf sie in zwei Steine verwandelt wurden“ [15]. Ein Stein wurde beim Brunnen Zamzam, der andere an der Kaaba aufgestellt und verehrt. Die Quraisch haben dort Opfergaben dargebracht. Der mekkanische Lokalhistoriker al-Azraqi (gest. 837) berichtet in seinem Achbar Makka أخبار مكة‎ / aḫbār Makka /„Die Geschichte der Stadt Mekka“ folgendes:„Sie sind dann aus der Kaaba entfernt worden. Den einen stellte man bei (den Hügeln) as-Safa, den anderen bei al-Marwa auf. Man stellte sie darum dort auf, damit die Leute sich ihrer erinnern und davon abgehalten werden (zu tun), was diese zwei begangen haben und damit sie sehen, was aus ihnen geworden ist. Nach einiger Zeit wurden sie angefaßt; wer bei as-Safa und al-Marwa (während der Wallfahrtszeremonien) Station machte, berührte sie. So wurden sie zu Götzen, die man verehrte“ [16]. Das Haus von Al-Arqam ibn Abi 'l- Arqam, in dem Mohammed während der mekkanischen Periode der Prophetie Zuflucht fand, stand in der Nähe von Isāf bei as-Safā. Nach der Entfernung der Idole blieben die beiden Hügel auch im Islam Ziele der Pilgerfahrt. Denn as-Safa und al-Marwa الصفا والمروة‎ / aṣ-Ṣafā wa-ʾl-Marwa,verbunden mit dem vorislamischen Brauch, zwischen den beiden Hügeln, wo die Götzen standen, zu laufen, haben im islamischen Ritus der Wallfahrt ihren festen, ja, durch die Offenbarung sanktionierten Platz bekommen [17]. In Sure 2, Vers 158, der sich auf Bedenken der Muslime bezieht, den althergebrachten Lauf zwischen den beiden Hügeln im islamischen Wallfahrtsritual weiterhin mitzumachen [18] heißt es:

„as-Safā und al-Marwa gehören zu den Kultsymbolen Gottes. Wenn einer die (große) Wallfahrt zum Hause (der Ka’ba) oder die Besuchsfahrt ('Umra) vollzieht, ist es für ihn keine Sünde, bei ihnen den Umgang zu machen.“
Die Koranexegese sieht in diesem Vers die Ergänzung zum Gebot des Umgangs um die Kaaba in Sure 22, Vers 29:
...und den Umgang um das alt(ehrwürdig)e Haus machen.
Das von den Koranexegeten und Traditionariern überlieferte Bedenken der Muslime gegen die weitere Ausübung der allgemein praktizierten vorislamischen Sitte, den Lauf bzw. den Umlauf an den beiden Hügeln zu machen, ist somit durch den obigen Koranvers ausgeräumt worden. Auch Mohammed hat diese vorislamische Sitte durch seine eigenen Worte als Teil der Wallfahrtszeremonien, als Sunna, bekräftigt: „Gott betrachtet weder eure Pilgerfahrt noch eure kleine Wallfahrt ('umra) als vollständig, solange ihr den Umlauf um die beiden (Hügel) nicht macht“ [19]. Die kleine Pilgerfahrt ( 'umra) vollzog Mohammed mit seinen Anhängern noch vor der Eroberung Mekkas, zu einem Zeitpunkt, als die heidnischen Idole bei Safa und Marwa standen und wo der Prophet Opfertiere darbrachte[20] Der Islam bezieht den kultischen Lauf zwischen den beiden Hügeln auf Haǧar, der Mutter von Ismail, die verzweifelt Wasser gesucht hätte und schließlich den Brunnen Zamzam fand. "


Spannend sind auch die sogenannten satanischen Verse, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigem sich darauf beziehenden Buch von Salman Rushdie.
In diesen Versen werden frühere altarabische weibliche Gottheiten als Fürbeterinnen empfohlen.
Dies findet sich nur in einer Variante, die einer der bedeutensten frühen Koranexegeten überliefert hat (Tabari). Später wurden diese Verse mit einer mysteriösen Versuchungsgeschichte umgeben, in der der Satan diese Verse diktiert hat und diese vom Erzengel Gabriel wieder richtig gestellt werden.
In jedem Fall wird hier wieder der historische Bezug des Koran deutlich. Heutige Leser kennen und verehren diese Gottheiten nicht mehr.

2. Euer Gefährte (Mohammed) ist weder verirrt, noch ist er im Unrecht,
3. Noch spricht er aus Begierde.
4. Es ist eine Offenbarung nur, die offenbart wird.
5. Der mit mächtigen Kräften Begabte (Gabriel) hat ihn belehrt,
6. Dessen Macht sich wiederholt offenbart; er sitzt nun fest (auf einem Thron);
7. Und er ist am obersten Horizont.
8. Dann näherte er sich (Mohammed); dann stieg er herab (zu dem Propheten),
9. So daß er bis auf zwei Bogensehnen heraufkam oder noch näher.
10. Und Er offenbarte Seinem Diener, was Er offenbarte.
11. Das Herz (des Propheten) hielt Wahrheit dem, was er sah.
12. Wollt ihr da mit ihm streiten über das, was er sah?
...

19. «Ihr aber, habt ihr Lát und Uzzá betrachtet,
20. Und Manát, die dritte, die eine andere ist?
21. Wie! sollten euch die Knaben sein und Ihm die Mädchen?
22. Das wäre wahrhaftig eine unbillige Verteilung.
23. Es sind nur Namen, die ihr euch ausgedacht habt - ihr und eure Väter -, für die Allah keinerlei Ermächtigung hinabgesandt hat.» Sie folgen einem bloßen Wahn und dem Wunsche (ihres) Ichs, obwohl doch Weisung von ihrem Herrn zu ihnen kam.
24. Kann der Mensch denn haben, was er nur wünscht?
25. Aber Allahs ist die künftige und diese Welt.
26. Und so mancher Engel ist in den Himmeln, dessen Fürbitte nichts nützen wird, es sei denn, nachdem Allah Erlaubnis gegeben hat, wem Er will und wer Ihm beliebt.
27. Solche, die nicht ans Jenseits glauben, die benennen die Engel mit weiblichen Namen;
28. Jedoch sie haben kein Wissen hiervon. Sie folgen einem bloßen Wahn; und der Wahn vermag nichts gegen die Wahrheit.
29. Drum wende dich ab von dem, der Unserer Ermahnung den Rücken kehrt und nichts begehrt als das Leben in dieser Welt.
30. Das ist die Summe ihres Wissens. Wahrlich, dein Herr kennt den recht wohl, der von Seinem Wege abirrt, und Er kennt auch jenen wohl, der den Weg befolgt.


Die Vielfalt der Ausleger/Prediger und der Auslegungsmethoden oder Auslegungsmethodik

Diese Vielfalt wird gesondert betrachtet, da die Grenze zwischen Auslegung und eigener Meinung sehr schwer zu erkennen und zu ziehen ist. Jeder Ausleger kann seine Position hinter "Gottesaussagen" verstecken oder dadurch seine persönliche Meinung verabsolutieren und diese vor einer offenen kritischen Diskussion schützen.
Einzelne Auslegungsmethoden, wie die Allegorie, sind oft schwer zu erkennen und in ihrer Problematik zu durchschauen! Auch viele Dualismen wie Gut-Böse, Wahr-Falsch, Göttlich-Menschlich, Heilig-Unheilig, Rein-Unrein, ... erschweren eine sach- und situationsbezogene Diskussion über das aktuelle und wirkliche Leben, je radikaler sie vertreten werden, desto mehr.
...


Polytheismus und Multireligiösität

Die monotheistische Religionen vermitteln den Eindruck, sie haben den Polytheismus überwunden. In der Tat ist der Monotheismus ein wichtiger und heiliger Grundgedanke des Judentums, des Islam und auch für Christen als Dreieinigkeit zentral und soll hier nicht kritisiert werden. Das jedoch die Anbetung mehrerer oder fremder Götter im Islam unter Strafe steht und im Christentum als heidnisch gebrandmarkt wird, kann zur Intoleranz führen. Angesichts der inneren und äußeren religiösen Vielfalt der monotheistischen Weltreligionen stellt sich die Frage, ob diese Sanktionen und Ablehnungen den Blick auf das eigene Sosein verstellen.
Monotheismus wird zum Zwang einheitlich und in Richtung auf eine einzige Wahrheit zu denken. Daher darf es diese eigene innere und äußere Vielfalt nicht geben. Der eigene Wahrheitsanspruch verstellt so den Blick auf die irdische Wirklichkeit,
an der sich doch jede menschliche Wahrheit orientieren muss.


Die ethische Vielfalt der einzelnen Weltreligionen

Kann es sein, dass aus der religiösen Vielfalt der einzelnen Weltreligionen und aus anderen Gründen jede der großen Weltreligionen auch sehr uneinheitlich, ja teils widersprüchlich im Hinblick auf die vertretenen ethischen Konzepte und Grundregeln ist?

Dies ist wieder für jede Weltreligion anhand der Heiligen Schriften und der zentralen Traditionen und Normen zu untersuchen.


BrückenProjekte zwischen den Weltreligionen

http://www.cjp.ch/
http://www.islam-verstehen.de/
http://www.talmud.de/cms/Interreligioeses.38.0.html
Die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche: http://www.ekd.de/ezw

Projekt der Kopftuch tragenden Frauen: http://www.isgg.de/
http://www.isgg.de/GeschichteISGG.htm
http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-469/_nr-897/i.html Schleier im Spiegel der Kunst
http://de.wikipedia.org/wiki/Kopftuchstreit
(vgl. dazu die islamische Gruppe der Alewiten ohne Kopftuch
und die Lesart des Kopftuchs als Gürtel s. Luxenberg)

http://erf.de/1-542-3450-Artikel.html "In Frankreich dürfen sich Muslima nicht mehr verschleiern.
Dabei ist nicht die Burka das Problem, sondern die Angst vor dem Fremden. Ein Kommentar."
(Bei uns wird über ein Burka-Verbot neu nachgedacht: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,718604,00.html)

Hier finden sich Quellen und Links zur Vorbereitung dieses Textes


Religionskritische Gruppen

http://www.ex-muslime.de/indexLinks.html


Die Organisation der multireligiösen Menschen

Viele Menschen sind durch ihre Biografie mit verschiedenen Konfessionen oder Religionen eng verbunden oder darin verwurzelt.
In den einzelnen Religionen, Konfessionen, Abspaltungen oder Sekten wird diese mehrfache Verwurzelung oft als Problem gesehen und eine klare Abkehr oder Trennung gefordert.
Multireligiöse Menschen oder Gemeinschaften brauchen jedoch nicht Prügel, Kritik oder Ablehnung von allen Seiten, sondern das Recht selbst eine eigene Collage aus ihren religiösen und weltanschaulichen Quellen und Lebensabschnitten zu gestalten.
Die Widersprüchlichkeit und Unvereinbarkeit der Religionen ist für sie ein intrapersonales oder gruppeninternes Problem, für das sie selbst die Freiheit haben müssen, eine Lösung zu gestalten und finden zu dürfen.
Als Beispiele seien genannt:
Animistische Christen, Mischreligionen wie Judenchristen, Aleviten, religionsverschiedene Ehen und Kinder aus solchen Familien, Christen in islamischen Ländern oder Moslems in christlichen Ländern und viele weitere!
Die Religionen müssen Strafen wie Religionsausschluss, wirtschaftliche Benachteiligungen oder gar strafrechtliche Verfolgung usw., die auf dualistischen Denkstrukturen beruhen, überdenken und weitere andere Stati der Religionszugehörigkeit oder Religionsverbundenheit einführen, absichern und schützen.
Multireligiöse Menschen und Gruppen müssen ihre Situation als Chance und Aufgabe wahrnehmen, zu vermitteln, Verständnis und Toleranz zu fördern und zu bereichern.


Die innere und äußere Multireligiösität der großen Weltreligionen

Die Religionen unserer Welt in ihrer Besonderheit und Vielfalt

Diese Seite hat drei Grundanliegen:

  1. Wege und Quellen zum besseren Verständnis der einzelnen Weltreligionen aufzeigen
  2. Auf die innere religiöse und ethische Vielfalt jeder der großen Weltreligionen hinweisen
  3. BrückenProjekte zwischen den Weltreligionen vorstellen

Alle kleineren religiösen Gruppen sollen bei der Betrachtung der Weltreligionen nicht unberücksichtigt bleiben. Einerseits verbreiten sich deren Gedanken (Naturreligionen) und deren Vertreter ebenfalls weltweit und zweitens sind hier religiöse Ansichten bewahrt, die bei der Bildung der einzelnen Weltreligionen eine wichtige Rolle spielten (mutterreligiöse Weltsichten). Die Interaktion zwischen den großen Weltreligionen und diesen kleine Gruppen ist spannend, teilweise auch kritisch zu hinterfragen (http://www.gfbv.de/index.php ) und tiefer zu erforschen.


Und die Religionen sprachen "KRIEG!"

(Der ReligionenSprachenKrieg)

Der Religionen Sprachen
hat der Herr verwirrt.
Verbissen bei so vielen Sachen
streitet man und irrt.

Manche wollen wieder eine Sprache,
in der jeder jeden kann verstehn.
Doch die Zeit hält strenge Wache.
Niemand kann zurück sie drehn.

Man bräucht' tausend Übersetzer
in der Religionen Vielgestalt.
Doch die überschüttet man mit Ärger,
bedroht sie gar noch mit Gewalt.

Jeder darf nur eine sprechen,
glauben nur ans eine Wort.
Wagt er diesen Bann zu brechen,
schlägt man zu und jagt ihn fort.

Doch so viele, viele Worte
man auch in andren Sprachen find'.
Gleiche Wurzeln zeigen alte Orte.
Doch für all das ist man blind.

Streitet tiefer bis aufs Messer,
selbst Verwandte trennen sich.
Jeder weiß es immer besser
und sucht Wahrheit nur im ICH.

Doch in jedem steckt das gleiche Chaos,
wenig Logik - viel Salat.
Hier und da was Wahres, Klares,
hier und dort - Verrat.

Keiner bleibt dem Alten treu,
macht, was ihm grad unbequem,
mal so, mal anders, ständig neu,
bis es ihm scheint angenehm.

Dadurch hat sich sehr verwickelt
in sich, mit sich jede Religion.
Selbst von eignen Werten, Worten,
versteht man kaum noch einen Ton.

Man ist beschäftigt, sich zu beschweren
über der andren Kleidung, Reden, Tun.
Ohne sich erst selbst zu klären,
und als Liebesquell in sich zu ruhn.

Geht so der Weg zum Paradies,
in dem man viele Völker fänd'?
Oder macht man sich nur darum mies,
weil man verachtend sich verkennt?



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