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Christen Bahai Weltanschauungen und Ethik heute 1 von 216 Seitenzugriffen
Wege
und Worte
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umgeleitet von AutorenHans.JudenChristen
Juden und ChristenZwischen Juden und Christen wird inzwischen ein intensiver und fruchtbarer Dialog geführt.
Dies war nicht immer so, aber wird hoffentlich noch weiter wachsen und sich verstärken! "Bis heute beteiligen sich jüdische Vertreter daher häufig am Dialog der Religionen, insofern sie sich nicht vereinnahmt fühlen. Statt eines auch theologischen Dialogs befürworten sie jedoch häufiger die praktische Zusammenarbeit, da nach jüdischer Überzeugung das Handeln wichtiger ist als der abstrakte Austausch über den letztlich doch das Verständnis übersteigenden Gott (Orthopraxie).
(stillgelegt: wapedia.mobi/de/Jüdisch-christlicher_Dialog ) Anmerkungen zu den Wurzeln des Antijudaismus der durch und durch im Judentum wurzelnden Christen
Aktuelle Links zur Problematik der antijudaistischen Stellen im Neuen Testament,
https://de.wikipedia.org/wiki/Judenfeindlichkeit
siehe auch Gedanken zur Multireligiösität der Weltreligionen
(geschrieben ca 1994 - leicht überarbeitet:)
Zusammenstellung antijüdischer Bibelstellen und Tendenzen im Neuen Testamentvor dem Hintergrund der Selbstfindung und Zersplitterung des Urchristentums Das Judentum im Neuen Testament
Das Bild, das das NT von den Juden zeichnet ist dabei sehr oft negativ, polemisch, historisch falsch, distanziert, ... .
Dazu die folgende Übersicht über einige ausgewählte Stellen: Kurze Übersicht über die Entwicklungen des Christentums von Jesus über das Judenchristentum zum Heidenchristentum und zur alten KircheJesus war Jude. Beschneidung, Einhaltung der Gesetzesvorschriften, der jüdischen Feste und der Monotheismus waren für ihn und alle damaligen Juden in Israel indiskutable Grundlagen, die nur recht ausgelegt und verstanden werden wollten. Ansonsten war das Judentum zu seiner Zeit (wie heute auch) keinesfalls so dogmatisch festgelegt, wie es in den Evangelien erscheint. Es gab verschiedenste Richtungen und Gruppen (Apokalyptische, antirömische, essenische, pharisäische, hellenistische, Diasporajuden, .....)
Jesus sieht sich nicht als Gott oder gottgleich, redet nicht von seiner vorgeburtlichen göttlichen Existenz, noch bezeichnet er sich als Messias, als von Gott zum endzeitlichen König des Gottesvolkes Gesalbter. Ja er wehrt wahrscheinlich diese Bezeichnung für sich ab, da sie ihn zum Aufständischen gemacht und sofort in Lebensgefahr gebracht hätte. Die Juden erwarteten am Ende der Zeit, in dem sie damals glaubten zu leben, das Kommen der endzeitlichen Gottesherrschaft. Sie sollte endlich Gerechtigkeit schaffen, die (unterdrückten) Gerechten in der Auferstehung belohnen, die widergöttlichen Herrscher und Mächte des Bösen vernichten. Um ihr Einbrechen zu beschleunigen und sich auf sie vorzubereiten, versuchten pharisäische Gruppen (die Frommen) die Gesetze, besonders den Sabbat exakt zu halten. Anderen wurden Bußrituale wichtig (Täuferbewegung). Jesus scheint die Endzeit als Festzeit als Zeit der Vergebung und des Erbarmens Gottes positiv und nicht negativ als Zeit der Kriege, des Grauens und der Strafe zu sehen. So betont er den liebevollen für seine Schöpfung sorgenden Vater, die Vergebung und das Eingeladen-Sein der Armen und der gesellschaftlichen Außenseiter.
Wahrscheinlich sah er das Reich Gottes als anbrechendes, als kommendes, in sich selbst und den Wundern und Heilungsereignissen, die um ihn herum und in seiner Hoffnung, Freude, Heil und Gemeinschaft stiftenden Bewegung auftraten. Politisch war Jesus klugerweise sehr vorsichtig. Dennoch war seine Bewegung mit ihrem Engagement für die Armen, mit ihrer Relativierung gegenwärtiger Strukturen keineswegs unpolitisch und im Kreis seiner Anhänger hat Jesus wahrscheinlich auch manche harte Kritik an Herodes und anderen Mächtigen geübt.
Sein Besuch in Jerusalem beim Passahfest wurde Jesus dann zum Verhängnis. Waren es seine Worte gegen den teuren Tempelprachtbau, an dem 10000 Menschen arbeiteten, oder das Volk, das ihm zulief, war es der Messiastitel, der ihm von anderen gegeben wurde. Auf jeden Fall wird er von den Römern verhaftet und als aufständlerischer Galiläer gekreuzigt. (Galiläa war durch viele Aufstände bei den Römern als Unruheherd berühmt und berüchtigt. Wer galiläisch sprach, galt schon als verdächtig.)
Die Anhänger leben ganz als Juden unter Juden, beschneiden ihre Söhne, lesen und befolgen Gesetz und Propheten (ihr Wort Gottes), fühlen sich als Teil, des durch den Abrahambund erwählten Gottesvolkes. Ihr Messias, ihr von Gott zum König, zum Gottessohn Gesalbter war Jesus von Nazareth. Dabei wurden Königen damals und schon in den Psalmen bei ihrer Thronbesteigung der Würdename Sohn Gottes gegeben. Dabei bezeichnet Sohn hebräisch Ben ähnlich wie im Deutschen Glückskind ein nahe sein, keine Wesensgleichheit. Jesus als metaphysischen Gott zu bezeichnen, war einem Juden und einem Judenchristen nicht möglich. Da Jesus Kreuzestod vom Gesetz her als Verfluchung galt, deuteten die Urchristen Jesu Auferstehung als Rechtfertigung und Erhöhung Jesu zum himmlischen Messias. Jesus, der kein irdischer Herrscher und Messiaskönig sein wollte, wird so zum himmlischen Messias. (Er wird zum König des für ihn von Gott regierten Reiches, das er in seiner Bewegung anbrechen sah. Der Messias, der bei den Juden ursprünglich als irdischer Herrscher gedacht war, der das davidische Großreich wiedererrichten und mit Frieden und Gerechtigkeit regieren wird, dieser irdische Messias wird durch diese Verlegung in den Himmel der konkreten politischen Wirklichkeit enthoben.)
Das judenchristliche Bekenntnis aus Apg 2,36: "Gott hat diesen Jesus, den ihr vorher gekreuzigt habt, zum Herrn und Gesalbten gemacht." fasst dies zusammen (vgl Röm 1,3).
In sich waren die ersten Christen keineswegs einheitlich, noch einheitlich organisiert und bald splitterten sie sich noch mehr auf. (Die Vielfalt der jüdischen Gruppen wird direkt von den bekehrten Christen in das Urchristentum hinein getragen und vergrößert sich durch Bekehrte aus römischen, griechischen, philosophischen, gnostischen und anderen religiösen Kreisen.) Die hellenistischen Judenchristen in Jerusalem unter Leitung der Sieben hatten sich schon extra organisiert und in manchem vom Tempel und vom Judentum gelöst. Es scheint, dass sie Tempel und Gesetz kritisierten (Jesus als neuer endzeitlicher Gesetzgeber im Sinne der Antithesen der Bergpredigt. Der Tempel als Prachtbau gegen den sich auch Jesus in einem prophetischem Wort gewandt hat. Sie nahmen dabei inner-israelitische Kritik aus den Propheten und dem Gesetz auf, wollen aber dem eigentlichem des Gesetzes zum Durchbruch verhelfen und es nicht wie Paulus später abtun. Eventuell haben sie schon die Zerimonialgesetze kritisiert.) Als Stephanus, einer ihrer Apostel, von den Juden wegen Kritik an den religiösen Grundlagen und damit Gotteslästerung gesteinigt wird, flieht die hellenistische Gruppe aus Jerusalem, die streng judenchristliche, der die "Zwölf" und Jakobus der Herrenbruder angehören nicht.
Aus der Apostelgeschichte wissen wir außerdem von einer ersten Missionsreise des zyprischen Juden Barnabas (zusammen mit Paulus) nach Zypern und im Osten der heutigen Türkei. Diese Reise ging von Antiochien aus einem der ersten hellenistischen Missionszentren und der Ausgangsgemeinde der paulinischen Heidenmission. Interessanterweise kommt es erst 48 nChr 14 Jahre nach der Bekehrung des Paulus und 20 Jahre nach Jesu Tod zu einer Diskussion um die Heidenmission und Paulus bekommt auf dem Apostelkonzil die Genehmigung zu seiner gesetzesfreien Heidenmission ohne Beschneidung und jüdische Vorschriften. Danach erst beginnen die großen Missionsreisen des Paulus nach Kleinasien und Griechenland Richtung Rom und Spanien. In diese Zeit nach 48 datieren alle seine Briefe.
Durch den jüdisch-römischen Krieg, der Flucht der Urgemeinde ins Ostjordanland, der Tempelzerstörung und dem Verbot für Juden Jerusalem zu betreten, erhält das Judenchristentum einen schweren Schlag, hat es doch in Jerusalem Jesu Wiederkunft erwartet. Doch es existiert noch lange weiter, bis es durch den Islam ausgelöscht wird.
Erst nach 70 nChr entstehen die Evangelien und etwas später die übrigen ntl Schriften in einer nunmehr heidenchristlich dominierten Kirche mit ihren Zentren in Alexandrien (Hebräerbrief), Antiochien (Evangelien), Kleinasien (deuteropaulinische Briefe, Offenbarung) und Rom Der extreme Versuch des Markion um 140 nChr, das Christentum durch Ausschluss der jüdischen Schriften (bis dahin alleinige und einzige christliche Bibel) frei vom Judentum zu bekommen und als Bibel von altl. Bezügen und Zitaten gereinigte Evangelien und Briefe festzusetzen, scheitert. Er führt aber zur Bildung des ntl. Kanons um 200 nChr. Damit ist der von Anfang an vorhandene Widerspruch und Konflikt zwischen Juden- und Heidenchristen kanonisiert und zementiert in unserer Bibel, die alle jüdischen Schriften und ein heidenchristliches oft antijudaistisches NT enthält. Diesen Widerspruch verdeutlichen die vielen antijüdischen Stellen im NT im einzelnen und in ihrer Gesamtheit.
1. Positive Bewertungen und Bejahung des Judentums sowie seiner religiösen Formen im NT. Es finden sich im NT vereinzelt positive Aussagen über die Juden. Leider sind sie oft inmitten einer erdrückenden Menge antijüdischer Aussagen zu finden (Johannesevanglium: das Heil kommt von den Juden) oder sie sind verknüpft mit extrem ablehnenden Aussagen (Paulus: vom Evangelium her verworfen, von Gott erwählt). Ähnlich auch neben vielen Stellen, die bekenntnishaft den Juden insgesamt die Gesamtschuld am Tod Jesu zusprechen, die Stelle Apg 3,17: Nun, liebe Brüder, ich weiß, daß ihr’s aus Unwissenheit getan habt wie auch eure Oberen. (Jesus verleugnet und Pilatus überantwortet.) (Wenn dann haben es allerdings nur die Oberen getan und auch nicht ohne die Römer.)
(vgl. hierzu: AT-Zitate im NT, jüdische Hermeneutik, jüdische Bräuche, Geographie, jüdische Vorstellungen, Denken, Jesus als Jude, .. siehe oben) 2. Erste Abgrenzungen 2.1 Schuld am Tod Jesu
Den Juden wird hierbei zuerst die Schuld am Tod Jesu zugeschoben. Eine Schuld, die sie nie auf sich geladen haben, weil ein römischer Statthalter jeden Anführer einer galiläischen Bewegung beim kleinsten Anlass ohne jedes Verfahren gekreuzigt hat und dabei nie das jüdische Volk an irgendeiner Entscheidung beteiligt hätte. (Interessant ist an dieser Stelle die vorlukanische Tradition in Apg 4,27. Sie beschreibt Herodes und Pilatus als Rädelsführer der gegen Jesus gerichteten Verschwörung, während Lukas selbst sie in Lk 23 als Zeugen der Unschuld Jesu beschreibt.)
Mit ein Grund dafür, dass den Juden die Hauptschuld am Tod Jesu gegeben wurde, ist der, dass die Christen, hätten sie den Römern die Schuld gegeben, schwere Verfolgungen als Staatsfeinde erlitten hätten. Besonders Lukas in seiner Apg und Paulus in Röm 13 wollen den Eindruck erwecken: Die Christen sind staatstreu, prorömisch und keinesfalls jüdische Aufständische, als die besonders die Galiläer verschrien waren. 2.2 Die Ablehnung der wichtigsten jüdischen Glaubenssätzen
2.2.1 Apg 15 und 21,20ff: Der Streit um die Beschneidung;
Diese Notiz belegt deutlich die Gesetzesfrömmigkeit der Judenchristen in der Urgemeinde und ihre Kritik an Paulus. (Wenige Sätze später wird Paulus von ihm augenscheinlich auch feindlich gesonnen Juden aus Ephesus im Tempel erkannt und fast gelyncht.)
Die Beschneidung ist das nach dem jüdischen Gesetz unaufgebbare Zeichen des Abrahambundes und damit des auserwählten Volkes Gottes (vgl. 1. Mose 15 und 17). Nur wer beschnitten war, konnte sich als Nachkomme Abrahams und Erbe seiner Verheißung fühlen. Paulus macht daraus eine Beschneidung des Herzens. Juden und Judenchristen konnten ihm hier zurecht nicht folgen und so kam es zur absoluten Spaltung der Christen von den Juden, die Jesus wahrscheinlich so nicht gewollt hat. Wobei die Juden die Christen aufgrund ihrer geringen Zahl lange nicht offiziell wahrnahmen und erwähnten. Die Auseinandersetzungen fanden im Urchristentum zwischen Judenchristen und Heidenchristen und einigen weiteren urchristlichen Splittergruppen statt. Hier ist die erste Kirchenspaltung, die erste Ablehnung von Mitchristen realisiert worden und im NT verewigt. 2.2.3. Rituelle Reinheit beim Essen
Hier wird deutlich, dass die Christen vor allem auch in sich zerstritten waren zwischen jüdischen und heidnischen Christen und dieser Streit durch die Ausdehnung auf alle Juden den Antijudaismus verschärfte.
Im Römerbrief und im Korintherbrief finden sich Stellungnahmen zur Götzenfleischproblematik, die denselben Hintergrund haben und in denen Paulus die Antwort nicht vom Gesetz, sondern vom Miteinander und der Rücksicht auf das Gewissen des andern begründet. Er will verhindern, daß die von ihm selbst befürwortete Freiheit vom Gesetz zur Kirchenspaltung führt. 2.2.3. Anteil am Volk Gottes
2.2.4. Die Erhebung Jesu zum Kyrios, zum Gottessohn gegen den strengen Monotheismus der Juden
Im Laufe der Zeit werden dann immer mehr Gottesprädikate unter dem Einfluss messianischer Zitate (Ps 110, Ps 2, ...) und dem griechischen Denken auf Jesus übertragen, bis er zum präexistenten gottgleichen Wesen wird, das sich erniedrigt und wieder erhöht wird. (Dreistufenchristologie bes. im Johannesevangelium, aber schon beim späten Paulus)
Fazit: Aus all diesen Entwicklungen wird klar, dass die Juden gegen jede einzelne Verneinung ihrer Grundlagen protestieren mußten wie es in Apg 14,2 heißt: Die Juden, die ungläubig blieben, hetzen gegen die ersten Christen. (Gemeint sind natürlich die Juden die von ihrer Sicht zurecht jüdisch gläubig blieben! Sich bekriegt haben sich allerdings mehr die Judenchristen und Heidenchristen im Urchristentum. vgl. auch den Angriff von Juden aus Kleinasien gegen Paulus im Tempel in Jerusalem Apg. 21, 27f) 3. Antijudaismus innerhalb der einzelnen ntl Schriften
Untersucht man solche Stellen auf Antijudaismus, dann erkennt man bei einigen Autoren deutliche antijudaistische Einstellungen. Vorliegende Tradition wurde antijudaistisch verzerrt, ergänzt und ausgewählt. 3.1.Paulus:
1. Thessaloniker 50 nChr in Korinth
Andere Briefe, auch wenn sie sich ausdrücklich als von Paulus verfasst ausgeben, sind mit hoher Sicherheit nicht von ihm.
Wichtige Aussagen des Paulus über die Juden: Römer 9-11 Römer 9 ist eine zugegeben geniale Argumentationskette mit allen Kunstgriffen, mit der Paulus belegt, dass die Juden die Gerechtigkeit nicht erreicht haben und zu den Verstockten (Beispiel Pharao) gehören, während die Berufenen aus Juden und Heiden, sprich die Christen jetzt das wahre Volk Gottes sind. Er verbindet verschiedenste Bibelstellen mit damals zulässigen Methoden des "Schriftbeweises" und der Allegorie. In Kapitel 10 belegt er, wie den Juden das Evangelium zwar gepredigt wird, sie sich aber nichts sagen lassen und widersprechen. Dass er die Wahrheit hat und kennt und dass die Juden auf dem Holzweg sind, ist für ihn eine Voraussetzung, die er nicht zu beweisen oder diskutieren braucht. In Kapitel 11 spricht er von einem Rest von Auserwählten aus Israel (Der Restgedanke hat bei den Propheten, die er zitiert, eine andere Bedeutung.), die andern, die Masse sind/ist verstockt, haben einen Geist der Betäubung und "ihre Rücken sollst du allzeit beugen". Weiter: durch dieses Gericht, unter dem die Juden stehen, ist den Heiden Heil widerfahren. Die Verwerfung der Juden ist die Versöhnung der Welt. "Abgemildert" wir diese haarsträubende Gottesvorstellung durch die Hoffnung des Paulus, wenn sich die Juden zu Christus bekehren, wieviel Heil wird das dann der ganzen Welt bringen. Oder später: Fürchte Gott, der dich Nichtjuden zum Volk Gottes gehören lässt, er kann, wenn du nicht mehr glaubst, dich leicht wieder ausreisen und er kann die Juden, falls sie zum Glauben finden, wieder einpfropfen. Am deutlichsten wird die zugrunde liegende negative Theologie des Paulus in Schlusssatz: Gott hat alle ins Gefängnis des Ungehorsams eingeschlossen, um sich aller zu erbarmen. Wie können wir als Christen so tun, als wenn wir die Gedanken Gottes und seine Pläne und Beweggründe kennen und sie dann so formulieren. Gott muss alle ungehorsam machen, um sich ihrer zu erbarmen. Römer 2-4
Römer 4 setzt sich Paulus mit der Abrahamskindschaft auseinander und interpretiert auch die für damalige und heutige Juden völlig unverständlich um. (Vers 19-25) Abraham glaubte, dass er noch einen Sohn bekommen würde und dieser Glaube ist ihm als Gerechtigkeit angerechnet worden und er so der Stammvater des gerechten wahren Volkes Gottes geworden. Seine Brücke zu den Christen über Jahrtausende jüdische Kultur hinweg lautet: Das ist nicht nur um seinetwillen geschrieben, sondern auch um unseretwillen, denen es angerechnet werden soll, wenn wir an den glauben, der unseren Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat, ... um unser Rechtfertigung willen ..." und schon ist Paulus vom jüdischen Gott zum christlichen gesprungen und hat aus dem Vater der jüdischen Religion den Vater der glaubensgerechten Christen gemacht. Römer 7 setzt sich Paulus mit dem Gesetz auseinander. Er spricht die Brüder an als Menschen, die das Gesetz kennen, dh ehemalige (Diaspora)juden. Er argumentiert, dass sie dem Gesetz gestorben sind und es deshalb für sie nicht mehr gilt. Gestorben ist natürlich wieder geistlich gemeint, wie Paulus ständig mithilfe einer "unsichtbaren und nur von ihm behaupteten Vergeistlichung" argumentiert und alles "beweist". Hier findet sich aber die positive Aussage: das Gesetz kommt aus Gottes Geist (Vers 14) Röm 13,10 wird dann abschließend (nach der Hymne über die Liebe in 12,9ff) die Liebe als Erfüllung des Gesetzes proklamiert. Der Sinn und das Wesen von Ordnungen, Vorschriften und Reglungen wird hier nicht gesehen und mit dem Hinweis auf die Liebe ausgespielt. Dabei haben die Christen es schnell verstanden die Liebe wieder zu reglementieren und auch Paulus kennt lange Tugendkataloge und Vorschriftenreihen. Er erlässt Ordnungen (Titusbrief) und in der frühen Kirche entstehen bald Kirchengesetze, Glaubensnormen und Mönchsregeln. Die medizinisch sinnvollen Reinheitsgebote (Ansteckung, Quarantäne, ...) der Juden geraten leider in Vergessenheit. 1. Kor 9,8 findet sich ebenso eine positive Erwähnung von Gesetzesvorschriften. Dort geht es um den Lohn für die Prediger. Die ganzen Kapitel 8 bis 10 zeigen, wie sehr und spitzfindig sich Paulus bemüht Reglungen zu finden, die die interkulturellen Spannungen zwischen Juden, Heiden und Christen möglichst minimieren. Dabei widerspricht er dann auch der christlichen Freiheit (Alles ist erlaubt, aber ...) und plädiert dafür den Juden ein Jude zu werden - um der Mission willen. (vgl. auch Apg. 23ff wo Paulus mehrfach versichert, 2. Kor 5,10 müssen alle auch die Christen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden. Christus wird hier zum jüdischen Gott des Gerichts. Der Herr ist zu fürchten, darum laßt euch versöhnen mit Gott. (Vers 11, 19) 2. Kor 11,4 wird deutlich wie viele Auffassungen in der Urgemeinde darüber existierten, was der Geist, wer Jesus und was das wahre Evangelium eigentlich ist. Paulus spricht ein Machtwort: Diese anderen sind alles falsche Apostel, Diener des Satans, die sich als Prediger der Gerechtigkeit verkleiden. (Vers 15) Paulus hat sich durchgesetzt damit, doch sind die Spuren all der anderen Auffassungen noch überall zu sehen und auch Paulus ändert seine Definitionen und Beschreibungen des Evangeliums im Laufe der Zeit. Gal 1, 6-10 spricht Paulus noch deutlicher einen Bannfluch über alle, die das Evangelium der Gnade verdrehen wollen. In den folgenden Kapiteln, in denen es nur das Gesetz und die Auseinandersetzung mit dem Judenchristen Petrus geht, wird deutlich: Die Evangeliumsverdreher sind jüdische Christen, die die jüdische Bibel wörtlich und jüdisch lesen und der Vergeistigung des Paulus nicht folgen wollen, die das Gesetz und ihr Judentum nicht komplett aufgeben wollen. (vgl. auch Phil 3,2-3 die Warnung vor den falschen Predigern und ihrer Zerschneidung/Beschneidung und deren Ablehnung als Feinde des Kreuzes Vers 18) Lesenswert: Kapitel 2 Die Begegnung des Heidenmissionars Paulus mit dem Judenmissionar Petrus und ihre Vereinbarungen. Hart ist die Argumentation am Ende von Gal 4, als Paulus die Juden zu Kindern der Magd Hagar macht und die Christen zu Kindern der freien Frau Sara, wobei sich ja die Juden als leibliche Abkommen der Sara sehen. Mehrfach wird hier allegorisch argumentiert. Thess 2
3. Historisch falsche Darstellungen jüdischer Vertreter im NT
Bei Mt werden die Pharisäer ständig als die Hauptgegner Jesu hingestellt. Er verzerrt nachprüfbar viele Markusstellen durch Einfügung der Pharisäer in der Rolle der Feinde Jesu: Mt 21, 38-41: Die Hohenpriester und Pharisäer (= das offizielle Judentum) töteten Jesus und wurden selbst von Gott zur Strafe getötet. (Zerstörung von Jerusalem) Mt 22 6f: Gleichnis von der königlichen Hochzeit; Der König (= Gott) wird zornig und schickte seine Heere aus (=Rom) und brachte diese Mörder (=Juden) um und zündetet ihre Stadt an (Jerusalem 66 n.Chr.). Mt 27,25: Zu Jesu Todesurteil: Pilatus wächst seine Hände in Unschuld. Das Volk der Juden antwortet. Sein Blut komme über uns und seine Kinder. (Anderen Geschichtsschreibern zufolge war Pilatus brutal und skrupellos.) Apg 2,23: Ihr Männer von Israel habt J.Chr. umgebracht durch die Hand der Heiden. Ebenso Apg 3,14f; 4,10 und öfter! Mt 23 1-39: Falsche Darstellung der Pharisäer und Schriftgelehrten: Wehe euch, Schriftgelehrten und Pharisäer, die ihr Land und Meer durchzieht, damit ihr einen Judengenossen gewinnt, und wenn er’s geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr. (So haben sich leider oft die Christen mit ihrer Mission verhalten. Das Judentum kennt keine Mission, denn Jude wird man durch Geburt und nicht durch Bekehrung, das ist dort nur eine Randerscheinung, die man als Sonderweg zum Judentum billigt. Um die Zeitenwende herum, besonders bei hellenistischen Juden kam der Übertritt zum Judentum häufiger vor. Später wurde er wieder erschwert oder war aus anderen Gründen selten. Er erfordert: Vorbereitungszeit mit Thorastudium (Hebräisch), Einführung in die Riten und Bräuche, Untertauchen (Mikwe, vgl. Taufe) und bei Männern die Beschneidung) (Für alle Evangelien gilt: Die Pharisäer wollten nie etwas besseres sein. Sie wollten nur den Glauben der Väter angesichts der Hellenisierung Israels nicht aufgeben, sondern ihn in der Gegenwart leben. Deshalb betrieben sie viel Bibel- und Thora(Gesetzes)studium. Ihre Auslegung war oft durchaus liberal und gemäßigt. Pharisäer hieß die Abgesonderten, Nichtangepassten, weil sie sich als extra Gruppen zusammenschlossen, um die Gesetze zu studieren und zu leben. Josephus schreibt über sie: "Die Pharisäer leben enthaltsam und kennen keine Annehmlichkeiten. Was vernünftige Überlegung als gut erscheinen läßt, dem folgen sie, und sie halten es überhaupt für ihre Pflicht, den Vorschriften der Vernunft nachzukommen. Die Alten ehren sie und sie maßen sich nicht an, den Anordnungen derselben zu widersprechen.... Sie glauben auch, daß die Seelen unsterblich sind und daß dieselben - je nachdem der Mensch tugendhaft oder lasterhaft gewesen - unter der Erde Lohn oder Strafe erhalten, .... Infolge dieser Lehre, besitzen sie beim Volk einen solchen Einfluß, daß sämtliche gottesdienstlichen Verrichtungen nur nach ihrer Anleitung dargebracht werden. Ein so herrliches Zeugnis geben ihnen die Gemeinden, weil man glaubte, daß sie in Wort und Tat nur das Beste wollten." Die Pharisäer waren nicht nur selbstgerechte und überhebliche Menschen, wie sie das Pharisäer - Zöllnergleichnis (Lk 18,9ff) karikiert und viele andere Stellen (Lk 16, 14-16; Lk 11 37-54; .....) In Apg. 23,9 setzen sich Pharisäer für Paulus ein und meinen: "Wir finden nichts schlimmes an diesem Menschen. Vielleicht hat doch ein Geist oder ein Engel zu ihm gesprochen." (gemeint die Lichterscheinung Jesu vor Damaskus, die zur Bekehrung des Paulus führt.) In Apg 26.5 meint Paulus: Die Juden können bezeugen, "dass ich nach der strengsten Richtung unserer Religion gelebt habe, nämlich als Pharisäer." 4. Falsche Deutungen des AT
5. Verteufelungen, Gerichtsdrohungen, Beschimpfungen, .....
6. Anklage der Juden wegen Unglauben, weil sie die Wahrheit der Christen in Zweifel ziehen.
7. Juden als Feinde Jesu
8. Rückprojektion späterer Auseinandersetzungen und Feindschaften in die Zeit Jesu
9. Positive Darstellungen der Juden
10. Vom Miteinander zum Gegeneinander
Zusatzbemerkung: Bereits im AT finden sich viele Aussagen und Abschnitte, die die jeweils zeitgenössische Religiösität scharf kritisieren, verdammen oder Gottesgerichte über sie aussprechen. Kritisiert werden: Religiöse Praktiken der Vorfahren oder der Abfall vom Glauben der Vorfahren, Lebensweise und Entscheidungen der Könige, Priester oder falsche Profeten, der religiöse Synkretismus des Volkes, ..... Der Glaube der Nachbar- und Fremdvölker,
Das Judentum bestand immer schon aus verschiedenste Gruppen mit unterschiedlichen Grundsätzen und Lebens/Glaubensformen (vgl. naturreligiöse, mutterrechtliche, polytheistische Spuren und Aussagen im AT). Im AT findet sich hier keine Harmonie, kein Konsens dieser Gruppen, sondern ein oft sehr widersprüchliches Konglomerat. Eins teils ist es sehr interessant und anerkennenswert, dass sich im Judentum von daher sehr viel Selbstkritik und innere Diskussion findet, die zu immer neuer Selbstkritik berechtigt. Andererseits sind viele Stellen im AT ebenfalls nichts anderes als Verteufelungen, Aufforderungen zu blutiger Rache, überhebliche Ausgrenzungen etc., bei denen nicht versucht wird andre zu verstehen. (5.Mose 23,7 Über die Nachbarvölker Moab und Ammon: Du sollst nie ihren Frieden, noch ihr Bestes suchen dein Leben lang; oder Ps 137,8f) Interessant ist dabei, dass einige Verteufelungen der kanaanäische Kulte eigentlich jüdische Kulte verurteilen. Sehr wahrscheinlich hat der Fruchtbarkeitskult, der Ascherenglaube, etc. zur normalen jüdischen Religiösität der Königszeit dazugehört. Er wurde erst in späterer Zeit als Abfall zum kanaanäischem Glauben verurteilt. (Vgl das goldene Kalb des Nordreichs, daß nur in die Mosezeit zurückdatiert wird.) Offene Fragen:
Wie ist die Rolle des Juden Philos und seiner jüdischen Anhänger zu sehen? Sie haben den Boden für Paulus bereitet und er ist stark von ihnen geprägt. Nicht ohne Grund hat das Judentum des Talmuds Philo und seine Ideen ausgegrenzt. Wurzeln Streitfragen zwischen Judenchristen und Heidenchristen in Streitfragen von Philoanhängern und pharasäischen Juden? Kann man es so sehen?
neu gefunden:
Koffler bezeichnete in seinem Beitrag als das größte Hindernis „eines integralen Zusammengehens und Zusammenarbeitens von Juden und Christen ... die paulinische Christus- und Gesetzesdeutung. Es scheint mir eine ungeheure Tragik darin zu liegen, dass Paulus Jesus nicht persönlich gekannt hatte, dass er mit dem Pharisäismus abrupt brach ... Die Juden scheinen weitgehend nur als solche auf, die nur dann eine Chance haben, ihren Bund nicht zu verlieren, wenn sie sich an die Heiden assimilieren ... Wir Juden können das schwerlich anders verstehen, als dass die sozusagen alltägliche Tendenz des Paulus dahinging, das Judentum und seinen Bund aufzulösen ... Paulus erklärt ja das Gesetz als zur Strafe und zur Sünde führend: 'Das Gesetz führt ja nur Strafe herbei.' (Röm. 4,15) ... Hier geht Paulus seinen eigenen Weg, der absolut unjüdisch ist! ... Die ethnische Kraft des Volkes Israel, welche den Monotheismus entwickelt und verteidigt hat, sucht Paulus durch den Begriff des Kosmopolitismus wegzuwischen ... Damit wird durch Paulus das Volkstum Israels aufgelöst. Es gibt kein auserwähltes Volk mehr! ... Dieser theologische Antijudaismus riss eine tiefe Kluft auf zwischen Juden und Christen, und scheint mitverantwortlich zu sein für verschiedene schaurige Tragödien zwischen Juden und Christen.“" |
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